Jubiläum für Saturn: 50 Jahre Platten und Debatten

Das bayerische Unternehmen „Saturn“ feiert Jubiläum. Mit Werbeslogans a la „Geiz ist geil“ und einer Niedrigpreispolitik für Elektroartikel polarisiert es bis heute Kunden und Kritiker
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Das bayerische Unternehmen „Saturn“ feiert Jubiläum. Mit Werbeslogans à la „Geiz ist geil“ und einer Niedrigpreispolitik für Elektroartikel polarisiert es bis heute Kunden und Kritiker

Altrocker und Make-Up-Artist Alice Cooper unterhält sich in einer abgewrackten Weltraum-Bar mit Außerirdischen und einer Spezies namens Bill Kaulitz, Box-Ansager Michael Buffer verkündet auf allen Kanälen den Satz „Geil ist geil“. Nein, das ist keine restalkoholbedingte Neujahrsvision. So feiert das Unternehmen „Saturn“ sein 50-jähriges Jubiläum.

Der Sitz der größten Elektronik-Fachmarktkette Europas – seit 1990 gehören Saturn und Media Markt zusammen – liegt in Ingolstadt, los ging’s Anfang 1961 aber in Köln: Ein Ehepaar namens Waffenschmidt verkaufte am dortigen Hansaring erstmals „unterhaltungselektronische Artikel“ an Diplomaten. Ab 1969 durften auch Privatleute rein, 1971 kam die „größte Schallplattenschau der Welt“ hinzu und vor 30 Jahren öffnete Münchens erste Filiale an der Theresienhöhe.

Die schillernde bis bizarre Testimonial-Truppe, die die Ingolstädter derzeit ins Rennen schicken, passt jedenfalls zur Geschichte der Firma, die durch ihre unkonventionelle Werbe- und Preispolitik für mehr öffentliche Debatten gesorgt haben dürfte als die meisten Politiker.

Vor allem am Slogan „Geiz ist geil“ scheiden sich bis heute die Geister: So wirft die katholische Kirche „Saturn“ vor, mit seiner Werbekampagne Geiz als positiv darzustellen – dabei sei es doch eine schlimme Sünde. Andere meinen, der Slogan stehe für die übertriebene Sparsamkeit deutscher Käufer, die zu einem verstärkten Preiswettbewerb führe und damit mittelständische Fachhändler schwäche.

Preiskämpfe auch in 2011

Die Kunden allerdings geben offenbar „Saturn“ Recht, zumindest in Zahlen: Gemeinsam mit Media Markt erzielte der Konzern 2009 einen Umsatz von fast 20 Milliarden Euro, betreibt 145 Filialen in Deutschland (Media Markt: 235) und 237 in Europa, davon 29 in Frankreich.

Der aktuelle Slogan „Geil ist geil“, leicht gaga, soll mit Michael Buffer als augenzwinkernder Werbefigur wohl vor allem die Kritik an der Ursprungs-Kampagne ironisch aufnehmen und trotzig zurückspielen.

Auch in Sachen Preiskampf setzt „Saturn“ die Konkurrenz zum Jubiläum unter Druck: Für einen 100-Euro-Einkauf gibt es heute und morgen in allen Filialen eine Gutschein-Karte im Wert von 20 Euro. Experten rechnen zudem damit, dass der seit Jahren fortschreitende Preisverfall bei Elektroartikeln auch 2011 weitergeht, vor allem bei Computern und Fernsehern.

Ob das wiederum gut oder schlecht für Konjunktur, Löhne und sozialen Frieden ist, diskutieren längst auch Wissenschaftler – und bestimmt ein paar Aliens in Alice Coopers Bar.

loko

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