Jubiläum: 80 Jahre (im) Geschäft
Jubiläum: Andere machen zu – aber „Karl Hillenbrand“, den Herrenausstatter am Rindermarkt, gibt’s noch. Hier erklärt er, wieso
ALTSTADT Den Münchner Traditionsgeschäften geht es nicht besonders gut. Ende August schließt das Porzellangeschäft „Kuchenreuther“, der Hutmacher „Joh. Zeme“ hat schon zu und das „Modehaus Maendler“ ebenso, auch die „Confiserie Rottenhöfer“ gibt auf. Ein ähnliches Schicksal könnte man beim Herrenausstatter „Karl Hillenbrand“ am Rindermarkt vermuten, dessen Schaufensterpuppen noch die Originale von vor 80 Jahren sind, von damals, als die Familie Hillenbrand das Geschäft eröffnete. Aber: Hillenbrand geht’s gut.
„Viele Stammgäste und viele Touristen kaufen bei uns ein“, sagt Rudolf Kapfhammer, der Inhaber des Geschäftes. Sein Vater Georg war unter den Hillenbrands Geschäftsführer des Ladens, der Sohn ist vor 32 Jahren bei ihm in die Lehre gegangen. Auch Prominente haben sich schon immer am Rindermarkt eingekleidet: Gary Cooper, Harry Piel, Richard Süßmeier, „sein Sohn war gestern erst hier“, sagt Kapfhammer. Die Sportfreunde Stiller zählen zu seinen Kunden: „Rüdiger und Peter haben sich bei uns die Anzüge für ihre Hochzeit machen lassen.“
Außerdem hat der Hillenbrand in der Filmbranche einen Namen. „Toni Berger habe ich damals für die Serie ,Irgendwie und Sowieso’ eingekleidet, und letzte Woche haben für die ,Garmisch-Cops’ drei Janker den Laden verlassen.“ Das ist unter anderem so, weil Hillenbrand ein besonderes Sortiment hat, zu guten Preisen. Hier gibt es neben Anzügen und Sakkos auch Kniebundhosen, Knickerbockers oder Harris-Tweed-Anzüge zu kaufen. „Wir haben auch noch die alten Bauchgrößen und unglaublich große Größen – eigentlich haben wir alles außer Unterwäsche, und Schuhe führen wir auch nicht“, sagt Kapfhammer.
Das Trachtensortiment führt zu einem wachsenden Boom vor der Wiesn: „Da sind wir zu viert statt zu dritt im 35-Quadratmeter-Laden, sonst würden wir das nicht schaffen. Wir haben zwei kleine Umkleiden, und in einer drängen sich schon mal zehn Australier auf einmal.“ Natürlich gab es auch schlechtere Zeiten. Nach dem Krieg. „Aber da haben die Leute bei meinem Vater eben auf Raten gekauft“, sagt Kapfhammer.
Vor 20 Jahren ist er überfallen worden, der Räuber machte sich mit 530 Mark davon. Weit kam er nicht: Am Rindermarkt zog sich der Dieb die Strumpfmaske vom Kopf, als ihn der erste Fausthieb traf: Kapfhammer war ihm kurzentschlossen hinterhergelaufen. Die Polizei nahm den Mann fest, und der damals 27-jährige Ladenbesitzer bekam seinen Kasseninhalt wieder.
Kapfhammer hat zwei Kinder, die, wenn sie denn wollen, den Laden weiterführen dürften. Aber erst einmal macht sich der 47-Jährige Gedanken, ob er den Laden modernisieren soll, wenn das ganze Gebäude 2015 saniert wird. „So oder so – die alten Schaufensterpuppen werden wir auf alle Fälle behalten.“
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