JU-Vorsitzender unter Verdacht
Der „Gotteskrieger“ von Verona - mit einer Bombendrohung wollte er seinen verpassten Flieger am Starten hindern. Nun kam heraus: Der 27-jährige Tobias W, eine Hoffnung der CSU, sorgte für das Chaos. Nun ist der Student abgetaucht und nicht einmal für seine Partei-Freunde zu erreichen.
MÜNCHEN/VERONA Wer hätte das gedacht: Der „Sport-Reporter“, der den Flughafen von Verona mit einer Bombendrohung lahmgelegt haben soll, ist ein bayerischer Nachwuchs-Politiker – Tobias W.(27), amtierender Vorsitzender des JU-Kreisverbandes München Nord-West, der es 2005 sogar zum jüngsten CSU-Ortsvorsitzenden (Lerchenau) gebracht hatte. „Wir haben einen italienischen Anwalt eingeschaltet“, bestätigte sein Vater Manfred, ebenfalls CSU-Mitglied, der AZ.
Der Münchner, ein guter Bekannter von Ironman Faris Al-Sultan (30), jobbte als Fahrer bei der Fußball-EM in Österreich. Zwischen zwei Einsätzen entspannte er am Gardasee in Italien, wo seine Eltern eine Ferienwohnung besitzen. Am Mittwoch erschien Tobias W. dann zu spät am Flughafen von Verona, die Maschine der Air Dolomiti nach Wien war bereits abgefertigt.
Um den Flieger zu stoppen soll W. von seinem Handy aus anonym bei der Polizei angerufen und mit einem Anschlag gedroht haben. „Er sprach auf Italienisch und Deutsch von einer Bombe im Namen Allahs. Das Anti-Terror-Aufgebot ist aufmarschiert“, so ein Beamter. Die Ermittler verfolgten das Gespräch zurück und nahmen W., der alles abstreitet, vorübergehend fest.
Seitdem ist der Student abgetaucht und nicht einmal für seine Partei-Freunde zu erreichen. „Wir sind über nichts informiert“, sagt Barbara-Maria Loth von der JU. „Sicher ist lediglich, dass er nicht im Auftrag der Jungen Union unterwegs war.“ Sollten die Vorwürfe zutreffen, „hätte das natürlich ernste Konsequenzen“.
Ein Christsozialer als Gotteskrieger? „Ich kann mir vom persönlichen Bild her nicht erklären, wie er eine so folgenschwere Dummheit begehen konnte“, sagt Rathausfraktions-Chef Josef Schmid. „Ich habe ihn als vernünftigen und besonnenen JU-Vertreter kennen gelernt – ohne Eifrigkeiten und Gefühlsüberschwänge.“
Extrem-Sportler Faris Al-Sultan weiß anderes über seinen „temporären persönlichen Assistenten“ zu berichten. „Tobias ist ein hektischer Typ. Dass er zu spät zum Flieger kommt, traue ich ihm schon zu. Aber eine Bomben-Drohung? Das wäre schon ’ne ganz harte Nummer.“
Al-Sultan hat W. vor zehn Tagen selbst zum Zug gebracht und dann – genau wie die anderen – nichts mehr von ihm gehört. „Sein Handy ist aus. Er wird schon wissen, warum. Aber so lange ich nicht persönlich mit ihm gesprochen habe, gilt für mich die Unschuldsvermutung.“ Doch auch der Sportler sagt: „Sollte sich das alles bewahrheiten, wird es Konsequenzen für die Zukunft haben.“
N. Kettinger, J. Lenders
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