Journalist verzockt die Millionen seiner Freunde

Ein Mann aus Gauting (62) verspricht große Gewinne mit Börsengeschäften, am Ende ist das Geld jedoch weg.
Sophie Anfang |
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Im Landgericht München wurde heute ein mutmaßlicher Betrugsfall verhandelt.
AZ Im Landgericht München wurde heute ein mutmaßlicher Betrugsfall verhandelt.

München - Wenn Andreas H. eine Stärke hat, dann ist es sicher nicht das Jonglieren mit großen Summen. Geschichten erzählen sogar noch weniger. Vor dem Landgericht München verfranst sich der wegen Betrugs Angeklagte so in seiner Aussage, dass selbst sein Verteidiger ihn irgendwann genervt an die Schulter tippt.

Fast 2,8 Millionen Euro hatte der 62 Jahre alte Journalisten aus Gauting von Freunden und Bekannten eingesammelt, um es für sie an der Börse anzulegen. Das habe er aber nie wirklich beabsichtigt, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor – vielmehr habe er sich seinen teuren Lebensstil mit schicken Autos und großem Haus finanzieren wollen. Zudem seien seine Finanzspekulationen mit fremdem Geld illegal gewesen.

Andreas H. sieht die Sache jedoch ganz anders. Er erklärt auch, warum – zum sichtlichen Missfallen des Vorsitzenden Richters Martin Rieder allerdings eher auf Umwegen. Anfang der 90er habe er zum ersten Mal Geld für einen Freund angelegt. Dieses und andere Investment-Zertifikate sollten nach einem Jahr bis zu zehn Prozent Zinsen bringen. Machte H. mehr Geld, strich er es ein. So war die Abmachung.

Weil er das gut gemacht habe, seien immer mehr Freunde zu ihm gekommen, sagt H.: „Ich bin nicht hausieren gegangen.“ Als die Bankenaufsicht ihn 2003 darauf aufmerksam macht, dass sein Modell nicht legal ist, verlagert er seine Geschäfte in die Schweiz. Dass auch das illegal gewesen ist, will H. nicht gewusst haben. Wegen der Wirtschaftskrise 2008 sei es mit seinen Börsengeschäften bergab gegangen.

2010 habe er dann den Stress nicht mehr ertragen und sich in den Alkohol geflüchtet: „Ich hatte furchtbare Angst.“

Richter Rieder scheint ihm das nicht zu glauben, so wie er auch den anderen Ausführungen H.s eher widerwillig folgt. Der Angeklagte schweift gerne ab, er wirkt etwas wie ein Schwätzer, mit seinem betonten Hochdeutsch und den zurückgestriegelten grau melierten Haaren. Nicht selten unterbricht ihn Rieder, irgendwann beugt sich sogar H.s Verteidiger Klaus Höchstetter genervt nach vorne und sagt: „Erzählen Sie bitte Ihre Geschichte, ohne den Kindergeburtstag eines Bekannten zu erwähnen.“

Das fällt Andreas H. jedoch sichtlich schwer – und H. hat viele Bekannte. Der Prozess wird fortgesetzt.

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