Josef Schmid geht auf Distanz zur Landes-CSU
Schule und Minderheiten: Muss der OB-Kandidat für die Landespartei büßen?
München - Für Josef Schmid geht es ums Ganze: Zum zweiten Mal tritt er für die CSU als OB-Kandidat an. Seit sechs Jahren arbeitet er mit enormem Engagement auf dieses große Ziel hin. Doch kurz vor der Ziellinie muss er erkennen: Die größten Hindernisse wirft ihm die eigene Partei in den Weg – die Landes-CSU.
„Ja, spinnen die denn total“, entrüstete sich am Wochenende ein Christsozialer, als er erfuhr: Der bayerische Kultusminister und Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle soll zum 1. August 830 Lehrerstellen in Bayern abbauen. Hohn und Spott der Opposition kamen sofort. Schul-Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) fürchtet Konsequenzen für München.
Das sind nicht die einzigen CSU-Querschläger in Schmids Wahlkampf. Da sind:
+ Der Verkauf von 32.000 Wohnungen der GBW.
+ Das Thema Homosexualität – während Schmid sich öffnet, polemisierte Ex-CSU-General Dobrindt gegen eine „schrille Minderheit“.
+ Die Debatte um Armutszuwanderung und den CSU-Slogan „Wer betrügt, der fliegt“, von dem sich Schmid bald distanzierte.
Im OB-Wahlkampf 2008 musste Schmid schon mal für die Landespartei büßen: Mit Nichtrauchergesetz und Transrapid war München in Wallung geraten. „Seppi hat für andere einen Denkzettel bekommen“, sagten Christsoziale.
Josef Schmid will die Münchner CSU liberal und großstädtisch prägen. „Ich stelle fest, dass mein Plan für München extrem wenig angreifbar ist“, sagt er zur AZ. Die OB-Kontrahenten würden auf seine Ideen einschwenken. Er sei derjenige, der im Wahlkampf die Themen vorgebe und den „Nerv der Münchner“ treffe.
Das andere seien landespolitische Themen, für die er nicht zuständig sei. Schmid: „Aber eines sage ich in aller Deutlichkeit, dass es mich nicht amüsiert, wenn diese Themen in die Welt gesetzt werden.“ Dagegen will er sich wehren: „Wenn ich zum OB gewählt werde, habe ich mit der viel größeren Autorität des Amtes die Möglichkeit, mich für das einzusetzen, was für München und die Stadtgesellschaft gut ist.“ Dann könne er „klare Ansagen“ zu Minderheiten oder Zuwanderung machen.
Spaenle, der gern die Münchner Schulpolitik kritisiert, wurde gestern von Ministerpräsident Seehofer gerüffelt. Er muss jetzt ein Schulkonzept entwerfen.