John Fogerty auf Tollwood: Das Spiel mit der Rückkoppelung
München - Ein Mann, ein Wort. „Keine Sorge“, verspricht John Fogerty im ausverkauften Tollwood-Zelt, „wir haben während des Konzerts ständig die Uhr im Auge, damit Ihr pünktlich Deutschland gegen Brasilien anschauen könnt!“ Natürlich weiß der alte Routinier ganz genau, dass er genügend Schätze in petto hat, um selbst dem nervösesten und fanatischsten Fußball-Fan die Wartezeit bis zum Anpfiff so kurzweilig wie nur irgend möglich werden zu lassen.
Doch anders als die deutschen Kicker, die in Hauruck-Manier gleich in der ersten halben Stunde alles klar machten, zieht das ehemalige Mastermind von Creedence Clearwater Revival seinen Supertrumpf ganz langsam und genüsslich aus dem Ärmel, nämlich sein neues und aufsehenerregendes Gitarrenspiel.
Klar sind es die Songs, die jeder nach all den Jahren immer noch im Ohr hat und wieder hören will, Perlen wie „Green River“, „Suzie Q“, „Down On The Corner“, „Lodi“, „Haye You Ever Seen The Rain“ und wie sie alle heißen – da führt kein Weg dran vorbei. John Fogerty, der sie mit seinen 69 Jahren allesamt schon mehrere Tausend mal gespielt hat, gibt ihnen ein neues Outfit.
Und das kommt aus dem Gitarrenverstärker. Verquer, schräg, im ständigen Spiel mit der Rückkopplung. Da quietscht und fiept es wie bei Neil Young; und jeder einzelne der eigentlich radiotauglichen Titel hüpft aus der Hitparade ins Wunderland der progressiven Klänge. Genial, das ausgedehnte Solo bei „Born On The Bayou“, provokativ, fordernd, und selbst an sich harmlose Liedchen wie „Looking Out My Backdoor“ klingen neu und frech. Denn was die Zukunft bringen soll, zeigen Fogertys neue Titel wie „Mystic Highway“, ein Opus im LP-Format, wie alle anderen Songs zwar immer noch zwischen Rhythm’n’Blues, Folk, Country und Rockabilly, gleichzeitig aber auch psychedelisch. Und nachhaltig.
Da kann kein noch so flottes Fußball-Schützenfest mithalten.
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