John Demjanjuk: Vom Krankenhaus zurück im Gericht
MÜNCHEN - Der mutmaßliche Nazi-Verbrecher John Demjanjuk ist wieder verhandlungsfähig: Nach einem Klinik-Aufenthalt wegen Herzproblemen erschien der 90-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht München II.
Bei der Fortsetzung des Prozesses sagte der US-Sachverständige Larry Stewart zur Echtheit von Dokumenten aus. Er war bereits im Mai aus den USA angereist, seine Vernehmung musste aber wegen der Erkrankung Demjanjuks verschoben werden. Im Mai waren deshalb Verhandlungstage abgesagt worden.
Stewart sagte, er habe 22 Dokumente geprüft, die im Zusammenhang mit Demjanjuks mutmaßlicher Tätigkeit als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor stehen sollen. Dazu habe er jedes einzelne verglichen mit Dokumenten, deren Echtheit sicher war. Dazu habe er unter anderem ultraviolettes und infrarotes Licht eingesetzt und die Austrocknung des Papiers untersucht.
Das Papier sei demnach mindestens 50 Jahre alt und authentisch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Es gebe auch keine Hinweise, dass die Maschinenschrift darauf aus einer späteren Zeit stamme, sagte der 52 Jahre alte Sachverständige, der nach eigenen Angaben unter anderem an Untersuchungen zu den Attentaten auf die US-Präsidenten Abraham Lincoln und John F. Kennedy sowie zum 11. September beteiligt war.
Demjanjuk muss sich seit Ende November 2009 wegen Beihilfe zum Mord an 27 900 Juden im Vernichtungslager Sobibor verantworten. Dort soll der gebürtige Ukrainer 1943 nach der Ausbildung im SS-Lager Trawniki Wachmann gewesen sein. Er war am 18. Mai mit Herzproblemen ins Krankenhaus gebracht worden. Ein Verdacht auf einen Herzinfarkt bestätigte sich aber nicht. (dpa)