Jetzt werden die Uni-Besetzer ausgehungert

Stille Räumung in der LMU: Seit Freitagfrüh kommt keiner mehr rein in die Uni. Wachmänner patrouillieren auf den Gängen und verhindern die Essensversorgung – doch noch gibt’s Schlupflöcher
von  Abendzeitung
Versorgung von Draußen: Weil die Tore der LMU seit dem 25. Dezember geschlossen sind, werden Lebensmittel durch die Fenster zu den Besetzern geschmuggelt. Foto: M. Schlüter
Versorgung von Draußen: Weil die Tore der LMU seit dem 25. Dezember geschlossen sind, werden Lebensmittel durch die Fenster zu den Besetzern geschmuggelt. Foto: M. Schlüter © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Stille Räumung in der LMU: Seit Freitagfrüh kommt keiner mehr rein in die Uni. Wachmänner patrouillieren auf den Gängen und verhindern die Essensversorgung – doch noch gibt’s Schlupflöcher

Abenteuerspielplatz oder Kriegsmanöver: Die LMU befindet sich im Belagerungszustand. Seit 11.November haben sich Studenten festgesetzt im Herzstück der Uni, dem Audimax. Sie protestieren für bessere Studienbedingungen – und jetzt für bessere Protestbedingungen. Bislang hat die Uni-Leitung das Gebäude noch nicht geräumt, aber es gibt einen inneren Belagerungsring: Etwa 30 Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes haben die Uni abgeriegelt. Eine „stille Räumung“, sagen die Studenten.

„Am 25. Dezember gegen 8.30 Uhr waren die Tore plötzlich zu“, erzählt die Studentin Mari Gorelashvili (22), „raus ließen einen die Security-Leute noch, rein kam niemand mehr.“ Der Sicherheitsdienst wurde deutlich verstärkt.

Es wird ungemütlich in der Uni: Das Essen geht aus, die Klos werden abgesperrt

„Etwa 30 Sicherheitsleute patrouillieren jetzt ständig auf den Gängen“, erzählt eine Besetzerin im Inneren, „sie haben sogar einige Toiletten abgeschlossen“. Einziger Kommunikationsweg ist das Handy. „Jetzt wird versucht, es den Besetzern so ungemütlich wie möglich zu machen“, erklärt Caroline Claudius. Die Studentin unterstützt die Besetzer von außen. Bereits wenige Stunden nach der Schließung hat sich eine spontane Demonstration vor den verschlossenen Eisengittern am Haupteingang gebildet. Die Versammlung wurde von der Polizei aufgelöst. Seither ersinnen findige Studenten Wege, Nahrungsmittel in die besetzte Zone zu schmuggeln. Kein leichtes Unterfangen, wie Mari Gorelashvili weiß: „Über die Fenster haben wir Essenskörbe an Seile gehängt, die konnten die Jungs dann raufziehen.“ Doch die Security-Männer sind allgegenwärtig: „Die Fester wurden sofort geschlossen. Man will die Besetzer aushungern.“

Die LMU ist zur Festung geworden - doch es gibt Schlupflöcher.

Trotzdem wollen die Studenten auch Silvester im Audimax feiern. Doch wie es zunächst am Montag weitergeht, wenn der Verwaltungsapparat die Arbeit in den Unigebäuden wieder aufnimmt, ist noch unklar. „Entweder können wir dann wieder ein- und ausgehen“, sagt Gorelashvili, „oder die Uni wird vor Öffnung der Tore von der Polizei geräumt.“

Vielleicht kommt es bereits Sonntagabend zum finalen Aufeinandertreffen beider Fronten. Noch während Studenten vor den LMU-Toren mit der AZ sprechen, formiert sich neuer Widerstand: „Sagt es allen weiter“, grinst ein vorbeikommender Student, „heute Abend gehen wir als Masse rein“. In der Festung, zu der die LMU geworden ist, hat er ein Schlupfloch gefunden.

Johanna Jauernig

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