Jetzt setzt der Borkenkäfer zum Schwärmflug an

Buchdrucker und Kupferstecher sind bereit zum Schwärmen – und Bayerns Waldbesitzer fürchten um ihre Fichten.
Natalie Kettinger |
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Borkenkäfer sind nur etwa einen halben Zentimeter lang. Doch wenn sie zu Tausenden ausschwärmen, zittern die Waldbesitzer.
dpa Borkenkäfer sind nur etwa einen halben Zentimeter lang. Doch wenn sie zu Tausenden ausschwärmen, zittern die Waldbesitzer.

München - Bayerns Forstminister Helmut Brunner (CSU) schlägt Alarm: Der Borkenkäfer, Schrecken eines jeden Waldbesitzers, sitzt in den Startlöchern zum ersten Schwärmflug des Jahres. Aufgrund der steigenden Temperaturen werden sich in den nächsten Tagen hunderttausende Buchdrucker und Kupferstecher – so heißen die Unterarten – auf die Suche nach neuen Wirtsbäumen machen.

Laut Brunner könnten die Rindenbrüter (und -fresser) heuer besonders vehement zuschlagen: Es hätten weitaus mehr Käfer als sonst im Boden und in befallenen Fichten überwintert. Grund dafür seien die idealen Lebensbedingungen im vergangenen Jahr gewesen. Der trockene Sommer und das „dank“ Sturmtief Niklas reichlich vorhandene Brutmaterial hatten dafür gesorgt, dass die Käfer erstmals seit Jahren wieder drei volle Generationszyklen durchlaufen konnten.

Die kleinen Tiere sind äußerst vermehrungsfreudig. Das Weibchen des Buchdruckers etwa legt im Lauf einer Vegetationsperiode 100 bis 150 Eier. Bei anhaltenden Temperaturen von über 15 Grad dauert es nur sechs Wochen, bis aus den Eiern geschlechtsreife Insekten geworden sind. In – für Borkenkäfer – guten Jahren kann ein Weibchen laut Bayerischer Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft demnach mehr als 100 000 Nachkommen erzeugen.

Hinzu kommt: Normalerweise sterben viele Eier und junge Larven im Winter, wenn die Temperatur über mehrere Tage hinweg unter -10 oder -15 Grad sinkt. In den vergangenen Monaten war das aber nicht der Fall. Die Borkenkäfer konnten sich quasi ungestört entwickeln. Da könnte also durchaus einiges zukommen auf Bayerns Waldbesitzer.

Weil der Borkenkäfer vor allem Fichten befällt, ruft Helmut Brunner nun alle Besitzer dieser Forste dazu auf, ihre Bäume gründlich zu kontrollieren. Ein frühes Anzeichen für einen Buchdrucker-Befall ist braunes Bohrmehl, das sich rund um den Stamm, in Spinnweben und auf der Bodenvegetation sammelt. Verliert der Baum Rinde und Nadeln und verfärbt sich außerdem die Krone braun, ist es in der Regel schon zu spät. Problematisch: Ein Kupferstecher-Befall wird meist erst in diesem Stadium sichtbar. Wer einen betroffenen Baum entdeckt, sollte diesen entrinden oder mindestens 500 Meter aus dem Wald transportieren. Außerdem rät der Minister, die zugehörigen Baumkronen zu häckseln, um die Brutstätten der Käfer zu zerstören.

Weil Borkenkäfer komplette Fichtenbestände zerstören können, stellen die Bayerischen Staatsforsten nun zunehmend auf Mischwälder um. „Wenn ich nur Fichten habe, hat der Borkenkäfer einen optimalen Lebensraum“, sagt Sprecher Philipp Bahnmüller. Zumal Sturm Niklas bewiesen habe, „dass große flächige Fichtenwälder je nach Standort leichter umgeworfen werden.“

Schwierig wird es allerdings, wenn – wie in Vaterstetten, Brunnthal, Aying oder auch in München – Bäume in Privatgärten betroffen sind. Denn auch diese müssen gefällt und entsorgt werden. Oft zur großen Trauer der Besitzer.

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