Jetzt gibt es doch die Kehrtwende in München: "Eigentlich haben wir mehr Bürgerbüros gefordert"
München - Den Reisepass abholen oder sich ummelden – all das erledigen die Münchner in den Bürgerbüros, nicht nur im KVR an der Ruppertstraße, sondern zum Beispiel auch in Außenstellen in Pasing oder am Orleansplatz. Eigentlich hatte das Rathaus das Ziel, mehr Bürgerbüros zu schaffen, um die Wege zu verkürzen. Davon ist der Stadtrat nun abgekehrt: Pläne für neue Bürgerbüros werden eingestampft, eines wird sogar ganz geschlossen.
Den Vorschlag hat die grüne KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl gemacht. Der Stadtrat hat am Dienstag zugestimmt. Hintergrund ist laut KVR, dass alle Dienststellen 15 Prozent der Arbeitsplätze einsparen sollen, auch die Kosten für Anmietung sollen um 20 Prozent sinken – wegen der Finanzlage.
Gleichzeitig setzt das KVR auf Digitalisierung: Bald sollen 90.000 Behördengänge pro Jahr eingespart werden, heißt es in der Beschlussvorlage. "Eigentlich haben wir als CSU immer mehr Bürgerbüros gefordert", sagt CSU-Stadträtin Evelyne Menges. Aber die Zeiten hätten sich verändert. Heute lasse sich vieles von zuhause erledigen – nicht nur zu den Öffnungszeiten einer Behörde, sondern rund um die Uhr. Ähnlich äußert sich Nimet Gökmenoglu von den Grünen: Durch Corona habe die Digitalisierung einen Schub erlebt. "Lange Warteschlagen gehören der Vergangenheit an."
Umdenken in München: Aus für das Bürgerbüro an der Leonrodstraße
Aufgeben wird die Stadt das Bürgerbüro an der Leonrodstraße. Mit elf Arbeitsplätzen ist es die kleinste Außenstelle. Zwar wurde sie erst vor drei Jahren renoviert, jedoch sei es dort immer noch so eng. Die Suche nach einem Ersatzstandort gestaltet sich laut KVR schwierig. Deshalb soll das Bürgerbüro geschlossen werden, sobald das Bürgerbüro in Pasing fertig ist.
Das Bürgerbüro in Pasing soll größer werden und 70 Arbeitsplätze bekommen. Möglich ist das, weil das Sozialbürgerhaus aus dem Pasinger Rathaus in der Landsberger Straße 486 ausgezogen ist.
Erweiterung, Neubau, Auszug: So steht es um die Bürgerbüros in München
Eigentlich wollte das Rathaus außerdem zwei weitere Bürgerbüro-Standorte in Moosach und am Hanns-Seidel-Platz aufbauen. Davon rückt die Stadt jetzt ab. Das KVR verweist darauf, dass das Bürgerbüro am Orleansplatz erweitert wurde. Außerdem baut die Stadt am Scheidplatz an der Belgradstraße 75-81 ein neues Bürgerbüro. Fertig soll es Ende des Jahres sein.
Das bestehende Büro an der Riesenfeldstraße 75 gibt die Stadt hingegen auf. Außerdem will die Stadt mit ihrem Bürgerbüro aus der Forstenrieder Allee 61a ausziehen. Eigentlich wollte sie den Standort erweitern, doch es krachte mit dem Vermieter. In der Nähe wird ein neues Bürgerbüro eröffnen, versichert SPD-Stadtrat Christian Vorländer. Er betont: In Stein gemeißelt ist noch gar nichts. Auf Initiative der SPD hin hat der Stadtrat auch beschlossen, in drei Jahren die Situation zu evaluieren.