Jetzt ermittelt der Staatsschutz

Ermittler fahnden nach dem Brandstifter, der das Germeringer Asylbewerberheim angezündet hat. Das Motiv ist unklar. „Ein fremdenfeindlicher Aspekt kann nicht ausgeschlossen werden“
Germering - Eine heiße Spur, die zu dem Brandstifter führt, der Mittwochnacht das Asylbewerberheim in Germering angezündet hat, gibt es bislang nicht. „Wir ermitteln unter Hochdruck“, hieß es gestern. Am Mittwoch hatte ein Polizeisprecher noch zur AZ gesagt, dass ein fremdenfeindlicher Hintergrund derzeit auszuschließen sei. Begründung: Es habe keine einschlägigen Schmierereien gegeben. Auch sei ein Übergreifen der Flammen auf die Wohntrakte unwahrscheinlich gewesen.
Gestern nun sagte ein Polizeisprecher: „Ein fremdenfeindlicher Aspekt kann nicht ausgeschlossen werden.“ Das Kommissariat Staatsschutz der Fürstenfeldbrucker Polizei ist eingeschaltet. Es verfolgt politisch motivierte Straftaten. Zudem wurden Experten des Landeskriminalamtes in die Ermittlungen eingebunden.
Der Brandstifter legte das Feuer nach bisherigen Erkenntnissen an der holzverkleideten Fassade des Verwaltungstraktes. Laboruntersuchungen sollen klären, ob er einen Brandbeschleuniger – wie Benzin – verwendete. Bislang sprechen die Indizien nicht dafür: „Der Brandspürhund hat nicht angeschlagen“, so Polizeisprecher Peter Grießer.
Bei dem Feuer wurde der Dachstuhl des mittleren Gebäudes zerstört sowie der Verwaltungstrakt beschädigt. Darin befinden sich Räume für die Regierung von Oberbayern – sie ist Betreiberin des Hauses – sowie eine Caritas-Mitarbeiterin und den Hausmeister. In dem Trakt gibt es aber auch zehn Zimmer, in denen Flüchtlinge untergebracht sind.
In der Feuernacht sah ein Bewohner gegen 4.45 Uhr einen Mann von der Flüchtlingsunterkunft wegrennen, wenig später entdeckte der Bewohner die Flammen. Er alarmierte die anderen Flüchtlinge. Alle konnten sich unverletzt ins Freie retten. Am Gebäude entstand ein Schaden von 200.000 Euro.
In der Flüchtlingsunterkunft leben 70 Asylsuchende aus dem Irak, aus Afghanistan und aus Afrika (Nigeria, Äthiopien, Sudan). Ihre Zimmer blieben bewohnbar.
Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) besuchte die Bewohner gestern. „Ich wollte ein Zeichen der Solidarität setzen und Mitgefühl zeigen. Die Menschen sind sehr erschrocken.“
Auch Landrat Thomas Karmasin (CSU) war am Brandort: „Natürlich denkt man sich, hoffentlich ist das kein fremdenfeindlicher Anschlag! Aber ich kann es mir kaum vorstellen. Hier im Landkreis herrscht eine sehr freundliche Kultur im Umgang mit den Flüchtlingen. Es ist alles gut eingespielt. Seitdem ich Landrat bin, also seit 18 Jahren, gab es nicht einen Vorfall mit rechtsextremem Hintergrund an Flüchtlingsunterkünften.“
Für die Münchner Grünen ist zumindest ein geistiger Anheizer ausgemacht. „Klar ist, dass die rechtspopulistischen Äußerungen der CSU gegen potentielle Zuwanderer aus Bulgarien oder Rumänien geeignet sind, ein Klima der Angst vor AusländerInnen im Lande zu schüren“, heißt es in einer Mitteilung. OB-Kandidatin Sabine Nallinger ergänzt: „Man muss kein Psychologe sein, um zu wissen, dass Angst leicht in Aggression umschlägt.“
Für Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas ist klar: „Egal, was für eine Motivation dahinter steckt, es ist eine kranke.“