Jetzt auch in München: Bettler putzen Autofenster

Bisher kannten Münchner diese Situation nur von anderswo: Bettler, die im Stau Autoscheiben putzen. Jetzt wird die Masche auch bei uns praktiziert. Die Polizei geht dagegen vor.
München - Aus Städten wie Berlin, Palermo, Kapstadt oder Palma de Mallorca kennen Autofahrer diese Situation: Kaum schalten an größeren Kreuzungen die Ampeln auf Rot, flitzen Menschen auf die Straße und putzen ungefragt die Windschutzscheiben der stehenden Autos. Für die unerwünschte Dienstleistung wollen die Autoputzer dann Geld. Jetzt gibt es diese aggressive Form zu betteln auch in München. Drei AZ-Reporter beobachteten am selben Tag an verschiedenen Kreuzungen junge Männer, die mit Glasreiniger und Lappen zwischen stehenden Autos herumliefen.
Bis jetzt sind es noch Einzelfälle, wenn es nach der Polizei geht, soll es dabei auch bleiben. Sie setzt auf Abschreckung, damit sich das Phänomen nicht verbreitet.
Dienstagmittag unter der Donnersbergerbrücke: Ein junger Mann, augenscheinlich aus Osteuropa, geht zwischen den im Stau stehenden Autos umher. Er sprüht etwas Glasreiniger auf die Front eines BMW und beginnt zu wischen. Dann klopft er an die Seitenscheibe, deutet mit den Fingern an, dass er Hunger habe und hält die Hand auf. Als ihm die Fahrerin nichts gibt, blickt er die Frau wütend an und versucht es beim nächsten Fahrer. Doch auch der gibt nichts, er hupt, um den Mann von seiner Scheibe fernzuhalten.
Ein anderer Bettler an der Kreuzung Elisenstraße/Stachus hat ein paar Stunden später etwas mehr Erfolg. Ein Autofahrer drückt ihm 50 Cent in die Hand. Allerdings währt die Freude nicht lang. Drei Polizisten umringen den Mann, begleiten den Bettler auf den Gehweg. Dort muss er seine Papiere zeigen, seine Personalien werden festgestellt und er muss zeigen, wie viel Geld er eingenommen hat.
In Berlin, wo zeitweise über 100 Scheibenputzer unterwegs waren, reagierte die Polizei mit Platzverweisen. Innerhalb eines Jahres wurden 185 ausgesprochen. Wurden die Bettler ein zweites Mal erwischt, mussten sie 25 Euro Strafe zahlen.
Die Polizei hofft, dass es in München nicht so weit kommt. „Wenn Bürger anrufen und uns solche Autoputzer melden, werden wir sofort tätig“, sagt Polizeisprecherin Claudia Künzel. Die Bettler verstoßen mit ihrer Scheibenwischerei auf öffentlichem Grund gegen das bayerische Straßen- und Wegerecht. Die Polizisten leiten eine Anzeige an das Kreisverwaltungsreferat weiter. Zudem darf die Polizei den Bettlern alle Einnahmen, die über fünf Euro liegen, abnehmen – als „Sicherheitsleistung".