Jetzt 150 Security-Mitarbeiter am Flughafen erkrankt

Die Staatsanwaltschaft hat alle Sprengstoffspürgeräte, die am Münchner Flughafen benutzt wurden, beschlagnahmt. Derweil ist die Zahl der erkrankten Mitarbeiter drastisch gestiegen. Verdi erhebt schwere Vorwürfe.
München – Bei der Sicherheitsfirma SGM am Münchner Flughafen grassiert eine massive Krankheitswelle. Am Freitag meldete die Gewerkschaft Verdi, dass 150 Beschäftigte ausfallen. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Vorwoche. „Ob alle Erkrankungen auf die Vorfälle mit den defekten Sprengstoffsuchgeräten zurückzuführen sind, ist nicht nachprüfbar“, sagte Ulrich Feder von Verdi. „Ein Zusammenhang liegt aber nahe.“
Bei der Regierung von Oberbayern, der die Sicherheitsgesellschaft SGM zu 100 Prozent gehört, waren bis 13. Oktober 93 Krankmeldungen im Zusammenhang mit Sprengstoffsuchgeräten aktenkundig.
Wie berichtet, hatten die Mitarbeiter ab Ende August mit neuen Sprengstoffdetektoren bei der Kontrolle von Fluggästen gearbeitet – so schreibt es eine neue EU-Regel vor. Doch die „Quantum Sniffer QS-B220“ und später auch die alternativ eingesetzten „Itemiser 4DX“ lösten offenbar heftige Reaktionen aus. Die Kontrolleure klagten über Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bläschen im Mundraum. „Mittlerweile sind auch heftige Nierenschmerzen aufgetreten“, so Verdi-Mann Feder.
Die SGM-Geschäftsführung hatte den Einsatz der Sniffer zunächst gestoppt. Am 31. August gab sie aber in Form einer Mitarbeiterinformation schriftlich Entwarnung: Die Flughafenfeuerwehr habe Messungen vorgenommen und keinen technischen Defekt oder den Austritt schädlicher Stoffe festgestellt. Ulrich Feder ist empört: „Die Flughafenfeuerwehr hat gar keine entsprechenden Messgeräte. Sie konnte die Prüfung nicht durchführen. Das war eine skandalöse Fehlinformation.“
Erst später hatte die SGM-Geschäftsführung auch noch die Dekra mit einem Gutachten beauftragt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Geräte „bedenkliche Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen, insbesondere Formaldehyd“ ausdünsten. Ulrich Feder: „Die Beschäftigten mussten noch neun Tage an den defekten Geräten arbeiten! Hier liegt möglicherweise sogar der Straftatbestand einer Körperverletzung vor.“
Wie die Regierung von Oberbayern am Freitag mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft Landshut mittlerweile alle Sprengstoffdetektoren, die in München in Betrieb waren, beschlagnahmt.