Jesuiten räumen systematische Missbrauchs-Vertuschung ein
MÜNCHEN - Die Welle der Missbrauchsvorwürfe gegen Geistliche war im Januar durch einen Fall am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten losgetreten worde. Jetzt legt die Missbrauchs-Beauftragte der Jesuiten eine Bericht vor. Die Vertuschungen waren systematisch.
Die Berliner Anwältin Ursula Raue hat gestern im Presseclub am Marienplatz ihren Abschlussbericht vorgestellt zu den Missbrauchsfällen an Einrichtungen des Jesuitenordens (darunter Aloisiuskolleg in Bad Godesberg, St. Blasien und Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg). Demnach gab es mehr als 200 Fälle von Misshandlungen und sexuellem ssbrauch von Kindern und Jugendlichen.
Zwölf Patres sowie zwei weitere Personen wurden von früheren Zöglingen beschuldigt. Sechs der beschuldigten Männer sind bereits tot. Weitere 32 Geistliche und Mitarbeiter aus jesuitischen Einrichtungen wurden in den Ermittlungen von jeweils einem Opfer beschuldigt. Die Fälle reichen bis in die 50er Jahre zurück.
Der größte Teil der Opfer empfinde „ganz tiefen Schmerz“, sagte Raue. In Gesprächen mit Betroffenen hätten diese von „gebrochenen Lebenswegen“, zerstörten Ehen und Problemen im sexuellen Bereich gesprochen. Sie empfänden Wut und Trauer und fühlten sich „in ihren Gefühlen“ betrogen.
Raue warf dem Orden in ihrem Bericht schwere Versäumnisse vor. Dieser habe „Täterkarrieren“ zwar nicht unbedingt befördert, diese aber auch nicht „ordentlich verhindert“, kritisierte sie.
Provinzial Stefan Dartmann sagte nach dem Bericht: „Im Namen des Ordens anerkenne ich mit Scham die Schuld und das Versagen des Ordens und bitte ich die Opfer noch einmal um Entschuldigung.“
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