Jedes zweite Haustier in München ist zu fett!
München - Heimliche Wursthappen wurden Sir Henry zum Verhängnis. Immer wieder schob Gerd Käfer ihm die unterm Tisch zu und der Mops schlug gerne zu. Bis Käfers Frau und Henrys Frauchen Uschi Ackermann irgendwann erkennen musste: Der Hund hat ein Gewichtsproblem.
Heimliche Wursthappen,wurden Sir Henry zum Verhängnis. Immer wieder schob Gerd Käfer ihm die unterm Tisch zu und der Mops schlug gerne zu. Bis Käfers Frau und Henrys Frauchen Uschi Ackermann irgendwann erkennen musste: Der Hund hat ein Gewichtsproblem. Damit ist der wohl berühmteste Mops Münchens nicht alleine.
Rund die Hälfte der Haustiere in Deutschland ist zu dick, belegen Studien. Der Grund ist oft falsch verstandene Tierliebe. "Die Besitzer denken, sie tun mit dem Füttern ihren Tieren etwas Gutes", sagt Katrin Hartmann, Vorstand der Medizinischen Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Diabetes und Gelenkschäden drohen auch Tieren
Dass sie ihrem Tier im Gegenteil Schaden zufügen, merken viele Besitzer zu spät oder gar nicht. Dabei können Speckrollen bei Tieren genauso schädlich sein wie beim Menschen. "Das Übergewicht gefährdet Herz- und Kreislauf, schwächt das Immunsystem, erhöht das Auftreten bestimmter Tumore und schadet dem Bewegungsapparat", erklärt Tierärztin Petra Kölle. Auch Diabetes und Gelenkschäden seien bei dicken Vierbeinern möglich. Auch im Münchner Tierheim kennt man das Problem inzwischen: Immer wieder werden übergewichtige Tiere von überforderten Besitzern angeliefert.
Um dicken Hunden und Katzen und vor allem ihren Besitzern zu helfen, hat die Kleintierklinik deshalb jetzt eine neue Sprechstunde eingerichtet. Die soll den Tieren beim Abnehmen helfen.
Am Anfang der Beratung steht eine ausführliche Untersuchung der Ernährung und die Überprüfung der Futtermenge. In die geht jedes kleine Leckerli ein, auch wenn die vom Besitzer gerne vergessen werden. "Dabei sind viele davon wahre Kalorienbomben", so die Leiterin der Ernährungsberatung Kölle. Anschließend wird ein individueller Ernährungsplan erstellt.
Was bei verfressenen Vierbeiner nicht funktioniert, ist einfach die Futtermenge zu reduzieren. "Das klassische FdH klappt bei Tieren nicht", erklärt Klinikleiterin Hartmann. Denn zum einen könnte das Tier so nicht mehr genügend Vitamine und Nährstoffe bekommen, zum anderen halten Besitzer dem hungrigen Hundeblick oft nicht stand. "Stattdessen versucht man ungefähr dasselbe Volumen mit kalorienärmerem Futter zu erreichen", so Hartmann.
Patienten können sich von ihren Tierärzten in die Sprechstunde überweisen lassen oder selbst einen Termin ausmachen. Ab 120 Euro aufwärts kostet die Beratung.
Ist mein Haustier zu dick?
Wer nicht sicher ist, ob der eigene Liebling zu dick ist, für den gibt es ein paar Tricks: "Zum einen sollten beim normalgewichtigen Tier die Rippen gut und leicht zu tasten sein, zum anderen sollte die Taille von oben optisch schmäler sein als der Brustkorb", erklärt Kölle.
Auch Sir Henry muss demnächst wieder auf Diät. Denn zwar hatte er die Wursthappen eigentlich schon abgebaut, doch dann kam eine längere Krankheit mit OP. "Da tat er mir leid und ich war nicht konsequent genug", gibt Ackermann zu. 9,5 Kilo wiegt der Mops derzeit. 8,5 sind angestrebt. Mit gesundem Futter und viel Bewegung sollte das machbar sein. Bei Frauchen ist der Wille auf jeden Fall da: "Henry ist kein Windhund, aber wir müssen jetzt wieder etwas tun. Mit allem anderen täte ich ihm keinen Gefallen".