Jeder dritte Tacho ist manipuliert

Die Münchner Kripo geht davon aus, dass jährlich etwa 1,8 Mio Autokäufer beim Kauf betrogen werden – 24 Männer in Haft.
München - Die Zahlen sind erschreckend: Nach dem Schlag gegen eine Münchner „Tacho-Mafia” (AZ berichtete), zog die Kripo Bilanz. „In Deutschland werden jährlich rund sechs Millionen gebrauchte Pkw verkauft. Wir gehen davon aus, dass von ihnen etwa 30 Prozent manipuliert wurden. Und das ist noch runtergerechnet”, sagt Kriminalhauptkommissar Alexander Hartinger.
Am Dienstag waren 500 Polizisten ausgerückt, um der Bande das Handwerk zu legen. Die Beamten durchsuchten mehr als 150 Wohnungen und Werkstätten im Großraum München, in Köln sowie in Österreich, Bulgarien, Italien, Schweden und der Schweiz. Über 300 Autos wurden sichergestellt, darunter viele Luxuskarossen wie Lamborghini oder Ferrari. Gegen 24 Männer erging Haftbefehl.
Das „elektronische Gehirn” der Bande war ein Elektroingenieur. Seine Komplizen bestanden aus Elektronikern, Mechatronikern und Kfz-Händlern. „Diese Leute haben hochprofessionell gearbeitet”, sagt Hauptkommissar Hartinger. Alle, bis auf einen Verdächtigen, waren wegen verschiedener Delikte polizeibekannt.
Auch drei Taxiunternehmer mischten bei den Manipulationen mit. Sie bauten „Kilometerfilter” ein, die nur jeden zweiten gefahrenen Kilometer aufzeichnen.
Die Bande kaufte Wagen vorwiegend im Ausland auf, gern auch von Leasingunternehmen oder Leihwagenfirmen. Anschließend wurden Verträge gefälscht und die Tachometer manipuliert. So konnte ein vier Jahre alter BMW 530 mit 700000 Kilometern Laufleistung noch für 15999 Euro verkauft werden. Der Tacho zeigte nach der Trickserei nur noch 155000 Kilometer.
Manipuliert wurde meist durch Eingriffe in die sensible Elektronik sowie die Programmierung der Fahrzeuge. Das kann fatale Folgen haben. Hartinger: „Im schlimmsten Fall können Antiblockiersystem (ABS) oder das Elektronische Stabilitäts-Programm (ESP) komplett ausfallen.”