Jeder dritte Gepflegte im Heim ist arm

2.627 Münchnern, die sich nicht mehr allein versorgen können, bleiben im Monat 117,99 Euro für Medizin, Fußpflege oder Ausflüge.
Irene Kleber |
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Kann man sich auch in Zukunft noch Pflege im Alter leisten?
dpa Kann man sich auch in Zukunft noch Pflege im Alter leisten?

Im Alter krank zu werden, sich nicht mehr selber versorgen zu können, bettlägrig zu sein – das bereitet vielen Münchner Senioren Sorgen. Und die Frage, ob sie überhaupt einen Pflegeplatz finden und sich die Pflege werden leisten können.

Immerhin, die Zahl der Pflegeplätze steigt. 138 vollstationäre Plätze mehr (also mit Rundumversorgung) haben die 57 Münchner Pflegeheime letzten Winter angeboten als ein Jahr davor. Macht jetzt 7.696 Betten.

Pfleger fehlen: 173 Betten bleiben leer

Aber hier kommt auch schon die schlechte Nachricht: 173 Betten mussten leer bleiben, weil schlichtweg die Pfleger dazu fehlen. So steht es im "Achten Marktbericht Pflege", den das städtische Sozialreferat gestern im Stadtrat vorgelegt hat.

Der Beruf als Altenpfleger mit körperlich wie seelisch belastender Arbeit für wenig Geld ist einfach für viele Menschen nicht attraktiv. Von den 832 Ausbildungsplätzen, die verschiedene Träger in der Langzeitpflege letzten Winter angeboten haben, ist ein Viertel unbesetzt geblieben. "Beruflich Pflegende müssen angemessen bezahlt werden", fordert deshalb Sozialreferentin Dorothee Schiwy, "und wir brauchen dringend eine Einhaltung der Fachkraftquote in den Einrichtungen." Es stehe ja nicht rund um die Uhr ein Arzt zur Verfügung.

Jeder dritte Heimbesucher bekomtm Sozialhilfe

Und noch ein Punkt macht der Sozialreferentin Sorgen: Mehr als jeder dritte alte oder kranke Münchner, der im Heim vollgepflegt werden muss, ist auf Sozialhilfe angewiesen, bekommt also die sogenannte "Hilfe zur Pflege" über den Bezirk Oberbayern. Letzten Winter waren das 2.627 Menschen.

Was das für sie bedeutet? Pro Monat bleibt den Betroffenen ein Barbetrag von 117,99 Euro übrig, rechnet Dorothee Schiwy vor. Für mal einen Friseurbesuch, Fußpflege, einen Ausflug oder Medikamente für die es keine Zuzahlungsbefreiung gibt (wie Erkältungsmittel). "Das heißt, dass diese Menschen in erheblichem Maß von Armut betroffen sind", so die Referentin.

Hier helfe die Stadt bei Notlagen oft über Stiftungsmittel oder Spenden aus, "trotzdem brauchen wir dringend Reformen auf Bundesebene". Ein gutes Viertel aller Pflegeplätze in München stellen die Häuser der städtischen Tochter Münchenstift. Mehr als die Hälfte sind von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen oder Stiftungen getragen. Die restlichen organisieren private Träger.

 

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