Jean Baptiste Doerr, der "Schampus" ist tot
MÜNCHEN Die Party ist vorbei.” Das sagte Jean Baptiste Doerr, den alle nur als „Schampus” kennen, vor fünf Jahren. Damals war er aus dem Gefängnis entlassen worden und nach knapp vier Jahren zurück in München. Der Grund: Er wurde mit sechs Kilo Kokain, eingenäht im Jacket, am Züricher Flughafen festgenommen.
„Ich lebe nicht mehr wie früher”, erklärte er im AZ-Gespräch. Früher, ab 1968, ging es bei ihm rund. „Schampus” ließ jahrelang die Korken knallen – und Linien ausgeben. Er war der Koks-König, Party-Löwe und schnell der Liebling der Schickeria. Erst konsumierte er selbst, dann dealte er.
Nachdem er als Publizist und PR-Manager gearbeitet hatte, kam er zu Marcel Avram (Mama Concerts), betreute beispielsweise Konstantin Wecker. Sechs Gramm Kokain schnupfte „Schampus” an einem Tag weg. Nicht um high zu sein, sondern um mit drei Stunden Schlaf auszukommen. Dazu viel Alkohol. Obwohl er „Schampus” hieß, trank er lieber Wodka Lemon. Gläser bestellte er nie, immer nur Flaschen. Jetzt ist die Party wirklich vorbei. Denn „Schampus” ist Ende vergangener Woche gestorben. Mit 60 Jahren an Herzversagen.
Er hinterlässt drei erwachsene Kinder, die er aus der Ehe mit Top-Designerin Gabriele Blachnik hat. Und viele Freunde, die sich bestürzt über seinen Tod zeigen und das auf seiner Facebook-Seite zum Ausdruck bringen. Das Internet als Kondolzenbuch.
Regisseurin Heidi Kranz schreibt dort: „Leb wohl, lieber alter guter Freund, hättest Du nicht noch warten können? R.I.P.” Andere sind geschockt, wollten sich mit ihm noch nächste Woche treffen, „um mal wieder auf die Tube zu drücken”. Dafür erkennt ein „Schampus”-Spezl: „Auch im Himmel gibt es Rock’n’Roll!” Rock’n’Roll – das war „Schampus” auf zwei Beinen. Er kokste mit Politikern, Sterne-Köchen, Staatsanwälten, Schauspielern und Sternchen, Produzenten und Millionären, die als Party-Gag auch mal einen Christstollen aus Kokain servieren ließen.
Einen Tag vor seinem 49. Geburtstag zog er dann selbst die Notbremse, machte einen Entzug am Gardasee. Er war damals von seiner Frau Gabi getrennt, Marcel Avram kam ins Gefängnis und „Schampus” war „völlig fertig”. Der Arzt hatte ihm gesagt, wenn er so weiterlebe, würde er seinen 50. nicht mehr erleben.
„Schampus” kam clean zurück, fing mit dem Dealen an. Dann wurde er mit den sechs Kilo erwischt. Der Knast, wie er später erzählte, war für ihn die Hölle. Das wollte er kein zweites Mal erleben.
Am 2. Dezember 2006 kam er raus, baute sich ein neues Leben in Schwabing auf. Er war viel im Englischen Garten unterwegs, radelte gern die alten Stammkneipen ab – in denen er zuletzt manchmal noch früh morgens gesehen wurde. „Schampus” wurde für seine Verhältnisse ruhiger, ließ es aber trotzdem noch krachen. Jetzt geht die Party im Himmel weiter.
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