Jahresvertrag für den Sex-Priester
PERLACH - Der als Sex-Priester in die Schlagzeilen geratene ehemalige Vize-Chef des Priesterseminars St. Pölten bleibt Seelsorger im Altenheim St. Michael in Perlach. Erzbischof Reinhard Marx hält an Wolfgang R. fest, die Caritas findet diese Situation "schwierig".
Der als Sex-Priester in die Schlagzeilen geratene ehemalige Vize-Chef des Priesterseminars St. Pölten, Wolfgang R., bleibt Seelsorger im Caritas-Altenheim St. Michael in Perlach. In einer Stellungnahme ließ Münchens Erzbischof Reinhard Marx gestern mitteilen, dass die gegen Wolfgang R. erhobenen Vorwürfe staatlicherseits und kirchlicherseits eingehend geprüft worden sind und nach bürgerlichem Recht strafrechtlich nicht relevant seien.
Das österreichische Magazin „Profil“ hatte vor vier Jahren Fotos mit intimen Szenen aus dem Priesterseminar gezeigt, auf denen Wolfgang R. in inniger Pose mit einem Studenten zu sehen war. Im Zuge der Ermittlungen fanden die Fahnder auch jede Menge Kinderpornographie auf den Computern des Seminars. Daraufhin wurde es geschlossen, Wolfgang R. wurde zu „einer Zeit der Besinnung“ in einer anderen Diözese verdonnert.
Am 14. Juni soll sich Klaus Küng, der neue Bischof von St. Pölten, in einem Schreiben an Marx mit der Bitte gewandt haben, den 41-Jährigen eine neue Chance zu geben und ihm in der Erzdiözese die Möglichkeit eines „neuerlichen priesterlichen Einsatzes“ einzuräumen. Küng wies darauf hin, dass R. zur Besinnung bereit und damit einverstanden sei, dass er in dieser Bewährungszeit geistlich begleitet werde. Er habe wirklich den Wunsch, als Priester einen Neuanfang zu setzen.
Die Caritas wurde nicht informiert
Marx hat nach Rücksprache mit den zuständigen Mitarbeitern im Erzbischöflichen Ordinariat der Bitte von Bischof Küng entsprochen und veranlasst, Wolfgang R. vorübergehend aufzunehmen. Er wurde zum 1. November 2008, befristet auf ein Jahr, zum Seelsorger im Caritas-Altenheim St. Michael und zur Seelsorgemithilfe in der Pfarrei St. Michael angewiesen. Der Pfarrer von St. Michael, Christian Penzkofer, wurde über den Vorgang informiert. Er war mit dem Einsatz einverstanden. Der Pfarrer soll auch den Pfarrgemeinderat informiert haben.
Nicht informiert wurde dagegen die Caritas, die das Altenheim betreibt: „Dadurch ist eine schwierige Situation entstanden“, sagte der Vorsitzende, Prälat Hans Lindenberger, der die Basis für eine gedeihliche Fürsorgearbeit des Seelsorgers gefährdet sieht. Die Caritas drängt deshalb auf weitere Gespräche mit dem Ordinariat.
Daniel Aschoff
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