Jagd nach verschollenem Koffer am Flughafen: Münchnerin berichtet in der AZ von ihrer Odyssee

München - So ziemlich jeder, der schon einmal mit dem Flieger gereist ist, kennt diese Angst: Was, wenn mein Koffer nicht ankommt? Man steht an der Gepäckausgabe, prüft jeden auf dem Band liegenden Koffer danach, ob es der eigene ist, bis irgendwann dieselben Gepäckstücke zum zehnten Mal an einem vorbeifahren und die Erkenntnis einsetzt: Mein Koffer hat es nicht mit nach Hause oder in den Urlaub geschafft.
Gepäck geht am Flughafen München verloren: Verlust für die Betroffenen ärgerlich
Dieser Situation waren zuletzt viele Münchner ausgesetzt. So auch die 83-jährige Sabine Mayer (Name von der Redaktion geändert), die Anfang September mit der Fluggesellschaft Condor von Teneriffa nach München heimgeflogen war. Für die 83-Jährige besonders ärgerlich: Der Koffer habe nicht nur ihre Lieblingskleidungsstücke beinhaltet, sondern auch dieser selbst sei ihr besonders wichtig. "Das war echt ein wertvoller Koffer. Der ist schon rausgestochen von den normalen", beklagt Mayer.
"Ich bin also zum Lost-and-Found-Schalter gegangen und habe meine Flugnummer, meine Fluggesellschaft, meinen Namen und was passiert ist, angegeben", schildert sie ihr Vorgehen. Genau so soll's gemacht werden, bestätigt auch die Pressesprecherin der involvierten Fluggesellschaft Condor der AZ. "Sobald das Gepäckstück identifiziert ist, wird es per Kurier an die vom Gast hinterlegte Adresse geschickt. Dies geschieht in der Regel innerhalb eines Tages."
Flughafen München: Fluggesellschaft und Kurierdienst unerreichbar
Drei Tage nach Ankunft in München sollte das Gepäck auch in Mayers Fall geliefert werden. Der beauftragte Kurier: Noba-Tours. Doch der Koffer kam schon wieder nicht. Mayer wollte dem auf den Grund gehen – vergeblich. "Es ist aussichtslos, niemand geht ans Telefon", ärgert sie sich. Weder Condor noch der verantwortliche Kurier Noba-Tours. "Es ist ein Saustall, dass nicht eine Nummer zu erreichen ist!" Stattdessen probierte sie den Weg per Mail. Zumindest Condor habe eine. Doch auch da gibt es keine Rückmeldung.
Also wollte es die 83-Jährige schließlich ganz konventionell lösen: Sie ging persönlich zum Flughafen. Dort sei sie zum Lost-and-Found-Schalter zurückgekehrt und habe nach der Kurier-Firma gefragt. "Ich habe so lange gedrängelt und gedrängelt, dass mir endlich jemand weiterhilft", erzählt Mayer. Aber: wieder kein Erfolg. Zumindest ein Rückruf von ihrer Fluggesellschaft sei ihr in Aussicht gestellt worden.
"Condor muss doch einen Kontakt haben, wenn sie das an eine Firma auswärts geben. Das ist doch das Einfachste, was man sich vorstellen kann", sagt die 83-Jährige verzweifelt. Auf Nachfrage der AZ bei Condor, ob die Fluggesellschaft mit einem Kurier namens Noba-Tours in München zusammenarbeitet, antwortete das Unternehmen nicht. Auch eine Webseite hat der Kurier nicht.
Handelt es sich beim beauftragten Kurierdienst um eine Geisterfirma?
Eine Geisterfirma also? Die zwei leeren Schalter des Unternehmens am Münchner Flughafen, die Mayer schließlich fand, nähren zumindest weiter den Verdacht. "Da war ich auf 180", sagt die 83-Jährige. "Da stehen groß die Schilder Noba. Ja und wie komme ich jetzt an dieses Noba?"
Dieses Rätsel bleibt wohl auch weiter ungelöst. Nach drei Stunden Hin- und Hergelaufe fährt die Koffersucherin wieder nach Hause. Mayers Reisebüro habe ihr bereits empfohlen, alles aufzuschreiben, was im Koffer war und sich auf das Schlimmste vorzubereiten - sprich: Der Koffer taucht nicht mehr auf.
Die 83-Jährige sieht das aber nicht ein: "Ich rege mich immer noch auf. Ich fahr nochmal hin." Denn auf den Anruf, der ihr am Lost-and-Found-Schalter versprochen wurde, wartete sie abermals vergeblich. Wenn ihr erneuter persönlicher Besuch nicht glückt, will sie einen Anwalt einschalten. Schließlich sei Condor für den Koffer verantwortlich. Und den will sie nicht aufgeben.