Ja, es ist sein Blut!
Blut, Geldprobleme, kostspieliger Lebensstil: Die Polizei fügt im mysteriösen Fall des verschwundenen Peter M. Stück für Stück zusammen.
MÜNCHEN Das Blut am Porsche des verschwundenen Peter M. (48) stammt zweifelsfrei von ihm. Das ergab die DNA-Analyse, die jetzt vorliegt. Drei Theorien sind es, die die Kripo beschäftigen: M. könnte abgetaucht sein. Er könnte auch Entführern in die Hände gefallen sein. Denkbar wäre aber auch ein missglückter Raub, bei dem das Opfer verschleppt wurde.
Theorie 1: Der Tankstellenbetreiber ist untergetaucht
Angeblich steckte Peter M. seit einiger Zeit in geschäftlichen Schwierigkeiten. Eine Filiale seiner Autopflegekette in der Maxburgstraße hat bereits geschlossen (AZ berichtete). Auch das Geschäft in seiner Tankstelle an der Richard-Strauss-Straße lief seit dem Bau des Tunnels immer schlechter. Der Umsatz – so hat es M.s Mutter Sylvia der AZ erzählt – sei bereits während der jahrelangen Bauzeit um etwa 60 Prozent zurückgegangen.
Die Waschanlage und der Aral-Shop warfen aber offenbar gute Gewinne ab. Ob die Tankstelle noch lange existiert, scheint allerdings fraglich. Auf der Fläche zwischen Richard-Strauss-Straße und Schreberweg sollen zwei fünfgeschossige Häuser gebaut werden mit Wohnungen, Büros und Geschäften. Die Tankstelle müsste abgerissen werden. Ein Bebauungsplan wird bereits erstellt, heißt es bei der Stadt. Problematisch: Familie M. hat den Pachtvertrag für die Tankstelle erst kürzlich bis 2024 verlängert.
Der 48-jährige Geschäftsmann soll hoch verschuldet sein. Der AZ liegen Hinweise vor, nach denen es mehrere 100000 Euro sein sollen. Als Gründe werden die schlechter laufenden Geschäfte, aber auch ein kostspieliger Lebensstil angeführt. M. und seine Frau gelten als Paar, das gern in ferne Länder reist und Wassersport mag.
Darf also gemutmaßt werden, dass finanzielle Probleme ein Grund für M.s Verschwinden sein könnten? Die Polizei hält sich bedeckt. „Wir überprüfen die Konten und das geschäftliche Umfeld“, betont Polizeisprecher Peter Reichl.
Freunde und Bekannte halten es für undenkbar, dass sich M. abgesetzt oder eine Entführung vorgetäuscht haben könnte: „Er hat ein viel zu enges Verhältnis zu seinen Eltern, um ihnen so etwas anzutun.“ Dazu kommt, dass er Personalausweis und Reisepass zurückließ. Nur seine Kreditkarten sind weg.
Theorie 2: Eine Entführung, um Lösegeld zu erpressen
Peter M. verschwand am Montagmorgen kurz nach acht Uhr am Herkomerplatz. Er wollte bei der Hypovereinsbank 2000 Euro einzahlen. Das ist nie passiert. Inzwischen haben ein Dutzend Münchner der Polizei Hinweise gegeben. „Dabei erfuhren wir nichts, was uns neu gewesen wäre“, so Reichl. Eine Entführung gilt zunehmend als unwahrscheinlich. Bisher ging nirgends eine Lösegeldforderung ein.
Theorie 3: Ein missglückter Raub
Hat ein Gangster Peter M. aufgelauert, weil er es auf die Tageseinnahmen der Tankstelle abgesehen hatte? Möglicherweise wurde er vom Opfer erkannt und hat es verschleppt.
Die Tatortsituation spricht dagegen: Ein Überfall auf offener Straße, morgens im Berufsverkehr, an einem belebten Ort. Die Gefahr, dass der Täter beobachtet wird, Zeugen dem Opfer zu Hilfe kommen oder die Polizei rufen, ist groß. Außerdem ist M. ein großer, sportlicher Mann. „Keiner, der sich leicht einschüchtern lässt“, sagen Mitarbeiter. Um ihn zum Einsteigen in ein fremdes Auto zu zwingen, hätte man ihn überwältigen oder mit einer Waffe bedrohen müssen. Doch das hat zumindest niemand beobachtet.
Auch die leere Geldtasche neben dem Porsche ist kein Beweis für einen Raub. Warum sollte der Täter das Geld herausnehmen, statt gleich samt der Tasche zu verschwinden?
Das Blut an der Fahrertür des Porsche stammt von M.. Die Menge ist allerdings zu klein, um auf einen Kampf hinweisen. Wäre es fremdes Blut gewesen, hätte die Polizei einen Hinweis auf einen Täter. Doch nichts brachte die Fahnder bisher auf die Spur dieses Unbekannten.
Maria Seliger, Ralph Hub