Ist "Haar" ein Schimpfwort, Herr Bürgermeister?

Ein Lkw-Fahrer muss 500 Euro zahlen. Er hatte über eine Politesse gesagt, sie gehöre "nach Haar". Wie der Bürgermeister von Haar mit dem Ruf seines Orts umgeht:
von  Torsten Huber
Samir E. vor dem Münchner Amtsgericht. Er hat eine Politesse beleidigt, die ihm wegen Falschparkens ein Knöllchen verpasst hatte.
Samir E. vor dem Münchner Amtsgericht. Er hat eine Politesse beleidigt, die ihm wegen Falschparkens ein Knöllchen verpasst hatte. © Torsten Huber

Haar - Die Gemeinde Haar (21000 Einwohner) liegt östlich von München. Hier befand sich Europas ehemals größte Psychiatrie mit 3000 Patienten. Die Anzahl der Patienten schrumpft immer mehr, weil jedes Krankenhaus inzwischen über solch eine Einrichtung verfügt.

„Damit hat sich auch die Meinung über Haar geändert. Es wird weniger als Schimpfwort gebraucht“, sagt Bürgermeister Helmut Dworzak (61). Früher sei das viel schlimmer gewesen. „Wir haben uns immer damit getröstet, dass die wirklich Narrischen eingesperrt sind“, sagt Dworzak, dessen Familie bereits in vierter Generation in Haar lebt.

Bevor er hauptberuflich Rathaus-Chef wurde, war er in Pasing als Lehrer tätig: „Da sind Schüler immer aus der Schulbank gekippt, wenn ich erzählte habe, dass ich aus Haar kommen.“ Deshalb verlegte Dworzak gerne die Wandertage in die Klinik: „Da waren sie plötzlich ganz still und machten keine Witze mehr.“

 

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