Ist der Bürgerentscheid gültig? So geht es mit der Paketposthalle weiter

Ist der Bürgerentscheid zu den Hochhäusern gültig? Damit befasst sich am Mittwoch der Stadtrat.
Laurens Greschat |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
8  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
155 Meter sollen die Hochhäuser an der Friedenheimer Brücke hoch sein. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen die Höhe auf 60 Meter begrenzen.
155 Meter sollen die Hochhäuser an der Friedenheimer Brücke hoch sein. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen die Höhe auf 60 Meter begrenzen. © Büschl-Gruppe

München - Im Jahr 2004 stimmte eine Mehrheit der Münchner für eine Hochhaus-Obergrenze von 99 Metern, abgeleitet von den Türmen der Frauenkirche. Fast 21 Jahre später ist dieser Entscheid nicht mehr bindend. Nun plant die Stadt in Neuhausen ein großes Neubauprojekt – inklusive zweier 155-Meter-Hochhäuser neben der denkmalgeschützten Paketposthalle. Befragt wurden die Bürger nicht. Dabei haben viele Münchner ein gespaltenes Verhältnis zu den Hochhäusern.

Stadt plant Hochhaus-Neubauprojekt – die Meinungen der Bürger gehen auseinander

Einer von ihnen ist der 29-jährige Seyfullah Karadeniz. Die AZ trifft ihn auf einer Bank neben der Halle. "Ich wohne dahinten", sagt er und zeigt auf eine Gebäudegruppe. "Wenn da zwei hundertfünfzig Meter Hochhäuser hingebaut werden, wirft das einen großen Schatten." Er fürchtet steigende Mieten und den Verlust der Ruhe in seinem Viertel. "München platzt, deswegen brauchen wir neue Wohnungen“, entgegnet die 24-jährige Teresa Schatzl. Sie sei hin- und hergerissen: dringend benötigte Wohnungen ja, aber "schade, wenn dafür Grünflächen verschwinden".

Politisch bekam das Projekt Gegenwind. Rund 48.500 Unterschriften sammelten CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper und Ex-SPD-Stadtrat Wolfgang Czisch für ein Bürgerbegehren. Die Unterzeichner hofften auf einen Bürgerentscheid. Doch Juristen im Rathaus halten das Begehren für unzulässig. Die Planungshoheit der Kommune sei besonders geschützt. Bürgerbegehren dürften nicht zu tief eingreifen.

"Wir wollen weder Frankfurt noch Manhattan werden"

Auch das Bürgerbegehren von 2004 wäre nach heutigem Maßstab wohl nicht mehr zulässig. Für das aktuelle Begehren warb auch Karin, die anonym bleiben möchte. Zahllosen Menschen habe sie Unterschriftenlisten "in die Hand gedrückt". Ihre Meinung: "Wir wollen weder Frankfurt noch Manhattan werden. Das ist hier ein schönes altes Viertel – und das wollen die verschandeln."

Thorsten Friedel.
Thorsten Friedel. © Laurens Greschat

Doch nicht alle lehnen die Hochhäuser ab. "Die können ruhig gebaut werden", sagt der 44-jährige Thorsten Friedel. Argumente nennt er keine, seine Haltung sei "Bauchgefühl". "Die passen hier gut rein", findet auch der 38-jährige Andreas Schuster, der in einer Küche in der Nähe arbeitet. Er habe sich die Pläne online angesehen, die Architektur gefalle ihm. Ein Wunsch bleibt: "Es wäre schön, wenn sich die Verantwortlichen Gedanken zur Hochhausbegrünung machen."

Andreas Schuster.
Andreas Schuster. © Laurens Greschat

Entscheidung liegt beim Stadtrat, doch zufriedenstellen wird er wohl kaum alle 

Nun liegt die Entscheidung beim Stadtrat, der diesen Mittwoch über die Zulassung des Bürgerbegehrens abstimmt. Tags zuvor forderte die Fraktion Die Grünen – Rosa Liste, die Bürger nicht nur über die Türme, sondern generell über eine 100-Meter-Grenze abstimmen zu lassen. Dazu wollten sie einen Änderungsantrag einbringen, der die Verwaltung auffordert, rechtskonforme Wege aufzuzeigen. Sollte der Stadtrat dem Begehren stattgeben, könnte binnen drei Monaten ein Bürgerentscheid folgen. Zufriedenstellen wird er damit wohl kaum alle Münchner.

Lesen Sie auch


Offener Brief – Investor genervt

Wirft Investor Ralf Büschl hin? "Wenn ich mir die persönliche Diffamierung, die Angriffe auf meine Integrität und die widerwärtige, bodenlose Art der Initiatoren der Bürgerinitiative anschaue, frage ich mich immer öfter, ob es das wirklich wert ist“, schrieb er den Stadträten.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
  • Alex_Heller vor 49 Minuten / Bewertung:

    Ah, der Bürgerentscheid – Münchens neuestes Mittel gegen alles, was nach Zukunft aussieht. Die Fakten? Zweitrangig. Die Bürger wurden beteiligt, diskutierten in Workshops, planten mit – aber das stört die selbsternannten Stadtretter wenig. Der Investor? Pfui! Der hat ja tatsächlich 1.200 Wohnungen geplant – davon 50 % gefördert, als würde er ernsthaft helfen wollen. Und dann wagt er es auch noch, eine triste Betonwüste aufzuwerten und der Stadt öffentlich zugänglich zu machen. Skandalös! Nein, viel lieber halten wir an unserem romantischen Bild eines München fest, in dem jeder in der Altbauwohnung seiner Urgroßeltern wohnt und Neubauten höchstens als Bühnenbild für „Monaco Franze“ dienen. Wer heute noch mit Fakenews, Untergangsprophezeiungen und der Angst vor einem dritten Stockwerk Politik macht, sollte vielleicht kein Bürgerbegehren starten, sondern ein Freiluftmuseum leiten. Titel der Ausstellung: „Stillstand – wie wir es schafften, nichts zu verändern."

  • MUC vor 2 Stunden / Bewertung:

    Im Jahr 2004 gab es eine Abstimmung, im Jahr 2025 ist eine solche fraglich, was hat sich geändert?

  • meingottwalter vor 2 Stunden / Bewertung:

    Wozu noch mehr leerstehende Büroräume? Hochhäuser in München sind immer schmuddelig. Unsauber.
    Ja

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.