Islam-Zentrum im Stadt-Zentrum
Das städtische Areal in der Herzog-Wilhelm- Straße wäre ein möglicher Standort. Vertreter der anderen Konfessionen hätten nichts dagegen – die Geldfrage aber ist noch lange nicht gklärt.
MÜNCHEN Konkret ist noch nichts – aber diskutiert wird trotzdem schon eifrig. Sollen Münchens Muslime das „Zentrum für Islam in Europa“ (ZIEM) mitten in der Innenstadt bauen? Wie die AZ berichtete, hat Oberbürgermeister Christian Ude dafür ein Grundstück ins Gespräch gebracht: das städtische Areal in der Herzog-Wilhelm-Straße.
Fix ist zwar noch nichts, konkrete Planungen gibt es auch noch keine. Denn erst muss der Bauherr, der Penzberger Imam Benjamin Idriz, die Finanzierung klären. Angeblich, so Idriz zur AZ, gebe es Verhandlungen mit „staatlichen Instanzen in Golfländern“.
Jutta Höcht-Stöhr ist Leiterin der evangelischen Stadtakademie, hält das ZIEM für „eine notwendige überfällige Einrichtung in München“ und würde sich über eine direkte Nachbarschaft freuen.
Der Standort in spe, das Grundstück in der Herzog-Wilhelm-Straße, „wäre ein wichtiges Signal nach außen“, sagte Höcht-Stöhr der AZ. „Ein repräsentativer Standort zeigt, wie gut eine Religion in der Gesellschaft integriert ist.“ Fragwürdig, so Höcht-Stöhr weiter, sei der Platz nur von der Ästhetik her, „aber das muss der Imam selbst entscheiden“.
Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden, hält sich zu den Standortplänen des Penzberger Imams bedeckt, sieht zu diesem Zeitpunkt der Planungsphase ohne konkrete Informationen keinen Anlass, Stellung zu nehmen.
Jutta Höcht-Stöhr erhofft sich vom zentralen Standort eine stärkere „alltäglichere“ Zusammenarbeit mit den Münchner Muslimen. Ein Viereck der Religionen sozusagen. „Auch das Judentum hat mit dem Islam mehr gemeinsam als es den Anschein hat“, so Höcht-Stöhr weiter. Sie pflegt seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis mit Imam Benjamin Idriz und Ehefrau Nermina. Sie haben gemeinsam Bildungsreisen organisiert, Ausstellungen und Seminare konzipiert. „Wir fühlen uns in den Räumen des Anderen zuhause“, sagt sie.
Dabei ist der gebürtige Mazedonier nicht unumstritten. In der Vergangenheit ist er immer wieder ins Fadenkreuz des Verfassungsschutzes geraten. „Ich halte das für eine üble Kampagne“, meint die Leiterin der evangelischen Stadtakademie. „Mit einem islamischen Zentrum in der Altstadt müsse man anerkennen, dass Muslime ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind. Das wollen aber viele nicht wahrhaben.“
Auch die katholische Kirche betont, dass Indriz stets „ein verlässlicher Dialogpartner“ gewesen sei. „Er übt notwendige Selbstkritik am Islam“, so Andreas Renz, Fachreferent der Erzdiözese München und Freising. Er hält einen zentrumsnahen Standort für das geplante Projekt ZIEM ebenfalls für sinnvoll: „Das primäre Ziel ist ein Dialog mit der Stadtgesellschaft.“ Ob dafür aber das Grundstück in der Herzog-Wilhelm-Straße geeignet ist? „Das sollte in einem großen politischen und gesellschaftlichen Konsens entschieden werden.“
Im ZIEM sollen neben einer Moschee eine islamische Akademie, ein Gemeindezentrum, eine islamische Bibliothek und ein islamisches Museum beherbergt werden. Neben der Standortfrage ist die Finanzierung aber noch völlig offen.
syp
Das Moschee-Debakel von Sendling
Es ist noch nicht lange her, da wollte der Moscheeverein „Ditim“ ein islamisches Gotteshaus in Sendling bauen – und scheiterte vor allem am Geld. Das türkisch-islamische Kulturzentrum, das seit 1989 in einem notdürftig umgebauten Möbelhaus in der Schanzenbachstraße untergebracht ist, hatte 2004 beantragt, das Gebäude zu renovieren und den Gebetsraum zu vergrößern. Die Nachbarn protestierten heftig gegen die Pläne – die Stadt sprang ein. Anfang 2005 bot sie dem Moscheeverein ein Grundstück am Gotzinger Platz in Sendling an. Schnell wurde ein Kaufvertrag aufgesetzt – doch am Ende ging das Projekt baden. Ditim hatte nicht die finanziellen Mittel für den Moscheebau – und das, obwohl die Stadt mit 90 000 Euro eingesprungen war, als Ditim nur die Hälfte der Grunderwerbssteuer zahlen konnte.
Jahreslanges Ringen, aufgeschobene Fristen, verlängerte Ultimaten – im Oktober 2010 zog der Kommunalausschuss einen Schlussstrich unter das Projekt. Er sah keinen Ausweg mehr und beschloss einstimmig, dass die Stadt von dem Kaufvertrag für das Areal zurücktritt. Rund 100 000 Euro Planungsgebühren für Gutachten und Beratung sind noch offen. Das soll mit den