IS-Verdacht: Münchner "Prügel-Imam" Abu Adam in Spanien verhaftet
München - Er inszenierte sich als Friedens-Prediger, saß mit einer Ministerin am Konferenztisch und gab vor, junge Männer, die in den Dschihad ziehen wollten, wieder auf den rechten Weg zu bringen: Imam Abu Adam alias Hesham S. (46) predigte jahrelang in Moscheen in München und Leipzig. Nun steht er unter Verdacht, Mitglied des IS-Terror-Netzwerkes zu sein.
Abu Adam ist auch vielen Nicht-Muslimen ein Begriff: 2010 beschuldigte ihn eine seiner damals drei Ehefrauen, ihr in München die Knochen gebrochen zu haben. Sie nahm ihre Vorwürfe wieder zurück, der "Prügel-Imam" kam nach 80 Tagen U-Haft wieder frei. Fortan galt der Prediger als zu Unrecht beschuldigt.
Nun ist Abu Adam Ende April in Alicante (Spanien), wo der Imam zuletzt mit vier Frauen und 15 Kindern lebte, verhaftet worden.
Abu Adam behauptet, sein Leibwächter sei vom IS ermordet worden
Führte der Imam deutsche Ermittler, Behörden und Politiker an der Nase herum? Spielte der 46-Jährige ein perfides Doppelspiel? Oder wird er zu Unrecht beschuldigt? Hesham S. berichtete kürzlich seinem Münchner Anwalt Thomas Pfister, er erhalte Morddrohungen vom IS. Sein Leibwächter sei bereits ermordet worden.
Tatsächlich taucht Hesham S. namentlich und mit Fotos in einem Magazin des IS in deutscher Sprache auf (siehe unten). Darin heißt es: "Tötet den Murtadd Hesham S., den Agenten der Kreuzzügler".
Im Jahr 2012 stufte eine Verfassungsschutzbehörde Abu Adam, der in Ägypten aufgewachsen und staatenlos ist, als Salafisten ein. Der Imam hatte unter anderem drei Videos mit extremistischen Inhalten gepostet. Der Prediger, der Koranwisschenschaften und islamisches Recht studiert und in München die Darul-Quran-Moschee aufgebaut hatte, rechtfertigte sich damit, dass er habe provozieren wollen: "Ich wollte Extremisten aus ihren Löchern locken."
In der Öffentlichkeit wetterte der Imam regelmäßig gegen Al-Kaida und den IS. Dies führte dazu, dass er zu Integrationsrunden eingeladen wurde und mit der damaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger an einer Veranstaltung in einer Schule in Geretsried teilnahm.
Dem Verfassungsschutz blieb er suspekt: Seine Distanzierung vom Extremismus, sei "zu hinterfragen", hieß es.
Den spanischen Behörden zufolge hat Abu Adam für den IS Helfer rekrutiert und Islamisten Unterschlupf geboten. Er soll mit Geld aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Netzwerk in Europa aufgebaut haben.
Von Alicante aus sollen zudem Terroranschläge in Europa vorbereitet worden sein.
AZ-Hintergrund: "Schlachten, in die Luft jagen oder überfahren"
Über das Online-Magazin Rumiyah, das seit Herbst in Deutsch erscheint, ruft der IS dazu auf, "Imame des Kufrs" (Unglaubens) in Deutschland und Österreich zu töten. "Tötet sie und ihresgleichen allesamt, indem ihr sie schlachtet, sie in die Luft sprengt, mit dem Auto überfährt oder auf eine andere Weise eliminiert", heißt es dort.
Das Blatt ruft namentlich zum Mord an Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Omar al-Rawie (Integrationsbeauftragter von Österreich) und mehreren Imamen auf. Auch Abu Adam alias Hesham S. steht auf der Todesliste. Dieser fühlte sich nach eigener Aussage bedroht – alles nur ein Täuschungsmanöver?