Irre Telefonate: "Satan war in Brenos Körper"
München - Bei dem Brand des Hauses des Fußballers Breno im Münchner Nobelvorort Grünwald schließen Experten einen technischen Defekt als Ursache für das Feuer nicht aus. Im Prozess gegen den 22 Jahre alten Brasilianer, der sich vor dem Landgericht München wegen schwerer Brandstiftung verantworten muss, nannte der Brandsachverständige Peter Schildhauer dies als eine der Möglichkeiten für die Entstehung des Feuers. Allerdings sei auch eine Brandlegung nicht auszuschließen, fügte er hinzu.
Der Prozess war am Mittwoch mit der Befragung von Sachverständigen und Gutachtern fortgesetzt worden, nachdem Brenos Frau Renata L. von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht hatte und nicht wie erwartet vor Gericht erschienen war.
Der Brandsachverständige betonte weiter, Spuren eines Brandbeschleunigers seien in dem abgebrannten Haus nicht gefunden worden. Dies müsse aber nicht heißen, dass keiner verwendet wurde. Der Experte geht davon aus, dass der Brand entweder im Gästezimmer des Hauses oder im Ess- und Wohnbereich ausbrach und sich dann ausgebreitet hat. Der genaue Brandbeginn sei unklar, er liege aber zwischen 23.17 Uhr und 0.05 Uhr.
Brenos Ehefrau bleibt Gericht fern
Zu der von Prozessbeobachtern mit Spannung erwarteten Aussage von Brenos Ehefrau Renata L. kam es am Mittwochvormittag indes nicht. Die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann gab zu Verhandlungsbeginn bekannt, dass der Anwalt von L. am Morgen dem Gericht schriftlich mitgeteilt habe, dass seine Mandantin von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch mache. Der Bitte um „Abladung“ der Zeugin sei vom Gericht nachgegangen worden.
Die Ehefrau des angeklagten Brasilianers war beim Ausbruch des Feuers im September vergangenen Jahres nicht im gemeinsamen Haus im Münchner Nobelvorort Grünwald. Sie war kurz zuvor mit dem 22-Jährigen offenbar in Streit geraten und mit den drei Kindern weggefahren. Der Staatsanwaltschaft zufolge konnte Breno allerdings nicht wissen, ob seine Familie zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Brandlegung bereits wieder in die Villa zurückgekehrt war.
Vollständig übersetzte Telefonprotokolle verlesen
Telefongespräche, die Renata mit guten Freunden nach der Brandnacht geführt hatte, belegen indes, dass sie ihren Mann weitgehend für unschuldig hält. Nachdem es bei einem früheren Verhandlungstermin Unmut beim Gericht gegeben hatte, weil die Dolmetscherin beim Übersetzen der portugiesischen Gespräche einzelne Passagen ausgelassen hatte, wurden am Mittwoch schließlich die vollständig übersetzten Telefonprotokolle verlesen.
In einem der beiden Gespräche betonte Renata L., sie glaube nicht, dass Breno „es irgendwie absichtlich war“. Sie berichtete ihrer Freundin, wie verzweifelt ihr Mann am Abend vor dem Brand gewesen sei, wie er getrunken habe und dass sie aus Angst vor ihm mit den Kindern das Haus verlassen habe. Sie erzählte der Freundin weiter, dass sie mit den schlafenden Kindern im Auto um das Haus gefahren sei und beobachtet habe, wie Breno immer wieder das Haus verlassen und wieder dahin zurückgekehrt sei, wie er alle Türen geöffnet und plötzlich Flaschen hinausgeworfen habe. „Er hat sich in einen anderen Menschen verwandelt“, beschrieb sie Brenos Zustand und fügte hinzu: „Satan hatte schon von seinem Körper Besitz ergriffen.“
Ein Arzt, der Breno am Morgen nach der Tatnacht im Krankenhaus behandelt hatte, beschrieb die Verfassung des Profifußballers vor Gericht als „niedergeschlagen“ und „gedrückt“. Verwirrt sei er aber am Morgen nach dem Brand nicht mehr gewesen.
Breno wohnt mit Familie inzwischen bei Rafinha Die Staatsanwaltschaft wirft Breno vor, im September 2011 an mehreren Stellen der von ihm gemieteten Grünwalder Villa Feuer gelegt und dabei Brandbeschleuniger benutzt zu haben. Verletzt wurde niemand. Bei dem Feuer entstand ein Millionenschaden. Als Motiv gilt Frust über eine langwierige Knieverletzung. Brenos Anwalt teilte am Mittwoch dem Gericht mit, sein Mandant wohne mit seiner Familie inzwischen im Haus seines Freundes und Nachbarn Rafinha.
Bei einer Verurteilung drohen dem Brasilianer bis zu 15 Jahre Haft und das Ende seiner Karriere. Sein Vertrag mit dem FC Bayern läuft Ende der Woche aus; ein Angebot von Lazio Rom soll für den Fall eines Freispruchs vorliegen.