Inzidenz schießt in die Höhe: Trotzdem droht München kein Corona-Lockdown

München - Egal wohin man sieht, überall ist der Trend gleich: Die Omikron-Welle hat Deutschland erfasst und walzt über die Republik hinweg. Am Donnerstagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) 81.417 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Ein neuer, trauriger Rekord.
Dass sich immer mehr Menschen mit der deutlich ansteckenderen Omikron-Variante infizieren, zeigt auch die Sieben-Tage-Inzidenz: Für Donnerstag hat das RKI hier einen deutschlandweiten Wert von 427,7 angegeben, am Vortag lag er noch bei 407,5. Zum Vergleich: Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz noch bei 285,9.
Dieser Anstieg lässt sich auch auf kleinere Ebenen übertragen, denn auch in Bayern sowie in München kennt die Inzidenz-Kurve nur einen Weg: steil nach oben. Lag der Wert im Freistaat vor einer Woche noch bei 253,6, so beträgt die Inzidenz laut RKI mittlerweile 420,2 (Stand: 13. Januar). Ein ähnliches Bild in der Landeshauptstadt, wo die Zahlen jedoch noch schneller in die Höhe gehen. Am 6. Januar hatte München einen Inzidenzwert von 288,3 – sieben Tage später liegt er bereits bei 645,3! Damit hat München die zweithöchste Inzidenz in ganz Bayern, nur der Landkreis Ebersberg liegt noch darüber (671,8).
Omikron ist die dominante Virusvariante in München
In München ist Omikron bereits seit einigen Tagen die dominante Virusvariante. In den vergangenen zwei Wochen wurden dem Gesundheitsamt 5.609 Omikron-Verdachtsfälle gemeldet. Dem gegenüber stehen 1.077 Fälle der Variante B.1.617, von denen die meisten der Delta-Variante zuzuordnen sind (Stand: 13. Januar). Das Labor Becker, für viele Test-Auswertungen in München und dem Umland zuständig, berichtet, dass der Omikron-Anteil bei den positiv auf Corona Getesteten in der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres bei 79,2 Prozent lag. In der Vorwoche betrug der Wert noch 55,7 Prozent. Ebenfalls ein Indikator, der zeigt, wie rasend schnell sich Omikron ausbreitet.
Doch die Virusvariante sorgt auch dafür, dass sich die Lage auf den Intensivstationen der Krankenhäuser zumindest etwas entspannt. Der Grund: Omikron ist zwar ansteckender als die vorherigen Varianten, Infizierte haben in den meisten Fällen jedoch auch einen deutlich milderen Verlauf. Das zeigen auch aktuelle Zahlen der München Klinik: Am 10. Januar wurden hier 38 Corona-Patienten und vier Verdachtsfälle betreut, vor Weihnachten waren es noch 76 Patienten.
München droht vorerst kein Knallhart-Lockdown
Was trotz der weiterhin angespannten Lage und steigender Infektionszahlen sicher ist: München kommt (vorerst) um einen möglichen Knallhart-Lockdown herum! Die Hotspot-Regelung in Bayern wird bis auf Weiteres ausgesetzt – das gab Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstag bekannt.
In der aktuellen Verordnung gilt die Inzidenz von 1.000 noch als Grenzwert, die einen regionalen Lockdown nach sich ziehen würde. Dann würde das öffentliche Leben größtenteils komplett heruntergefahren werden – unter anderem müssten die Gastronomie, Hotels, körpernahe Dienstleistungen sowie Sport- und Kulturstätten schließen. Veranstaltungen jeglicher Art wären dann nicht mehr erlaubt.
Corona-Hotspot: Inzidenz-Grenzwert wird wohl angehoben
Doch bereits am vergangenen Dienstag kündigte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) nach der Ministerratssitzung an, die Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie künftig stärker an die Omikron-Variante anpassen zu wollen.
Unter anderem solle dabei überlegt werden, ob ein regionaler Voll-Lockdown bei einer Inzidenz von mehr als 1.000 bei der neuen Variante noch zeitgemäß sei oder ob der Grenzwert nicht vielleicht angehoben werden müsse. "Passt die Delta-Logik auch auf Omikron? Das ist die Kernfrage, die sich stellt", sagte Herrmann dazu.
Nun also bereits die Entscheidung vor der nächsten Ministerratssitzung in der kommenden Woche: Die Regel wird vorerst - bis zur geplanten Überarbeitung im Kabinett - ausgesetzt.

"Ich denke, es ist richtig und angemessen, die momentan in Bayern geltenden Hotspot-Regelungen, die an eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1.000 gebunden sind, an Omikron anzupassen", sagte Holetschek der Deutschen Presse-Agentur in München. Jeder Tag bringe zusätzliches Wissen und zähle für eine möglichst sachgerechte Anpassung der Hotspot-Regelung. "Solange wird die bestehende Hotspot-Regelung nicht angewendet", erklärte der Minister. "Ansonsten käme es wohl bereits in wenigen Tagen in Bayern wieder zu regionalen Lockdowns."
In der kommenden Woche werde im Ministerrat über das weitere Vorgehen gesprochen, sagte Holetschek weiter. "Dem will ich auch nicht zu sehr vorweggreifen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir den heutigen Grenzwert für einen regionalen Hotspot von 1.000 anheben werden", führte Bayerns Gesundheitsminister weiter aus. Dabei sollte die aktuelle Infektionsdynamik einbezogen werden.