Investoren geben Einblick: Dieser spektakuläre Galeria-Rettungsplan hat sich nicht durchgesetzt

München/Düsseldorf - Wie kann die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wieder attraktiver werden und wirtschaftlich gesund? Es gibt Zweifler, ob das überhaupt möglich ist in Zeiten des Online-Shoppings. Doch der deutsche Geschäftsmann Bernd Beetz und der US-Milliardär Richard Baker trauen sich zu, die Kaufhaus-Kette "nachhaltig" auf den richtigen Weg bringen zu können. Sie haben den Zuschlag vom Insolvenzverwalter bekommen, der Gläubigerausschuss hat einstimmig zugestimmt. Im Mai muss nur noch die Gläubigerversammlung ihren Segen geben.
Beetz und Baker wollen den Konzern verkleinern, das Angebot verändern, eine neue "Erlebniswelt" in den Kaufhäusern schaffen. Mindestens 70 von 92 Standorten wollen sie erhalten. So der Plan. Viel mehr ist noch nicht bekannt.
"Hatten uns auch für Sport Scheck beworben": Diese Unternehmer wollten Galeria retten
Ebenfalls retten wollte die Kaufhauskette ein Familienunternehmen aus Düsseldorf um die frühere Personalerin Melina Brandstetter (35) und ihren Mann Felix Finger (47). Er war früher geschäftsführender Gesellschafter von Schuh Reno, vor Kurzem hat das Unternehmerpaar die Schuhkette Salamander gekauft. "Wir hatten uns auch für Sport Scheck beworben", so Felix Finger zur AZ. Daraus wurde allerdings auch nichts. Der italienische Sporthändler Cisalfa bekam den Zuschlag.

"Es war eine Enttäuschung für uns, dass es mit Galeria nicht geklappt hat, wir hätten das wirklich gern gemacht", sagt Felix Finger zur AZ. Im Gegensatz zu den Gewinnern, die noch kaum etwas über ihr Konzept verraten haben, geben er und seine Frau einen Einblick, wie sie Galeria retten wollten.
"Der Einzelhandel tut sich zunehmend schwerer, Kunden in die oberen Stockwerke zu bekommen", sagt Finger zur AZ. Ihr Konzept habe vorgesehen, nur noch das Erdgeschoss und die erste Etage mit einem ähnlichen Warenangebot wie bisher selbst zu bewirtschaften. "Das Sortiment muss herausragend sein", betont er. "Circa ein Drittel des bisherigen Sortiments hätten wir verändert."
Die Unternehmer wollten Fachmärkte von der grünen Wiese in die Innenstädte holen
Die oberen Etagen wollte das Unternehmerpaar von anderen Händlern und Herstellern "bespielen" lassen. Dies hätten zum Beispiel Spielwarenfirmen, Babyausstatter oder Möbelhändler werden können. "Auch Fachmärkte, die bisher eher auf der grünen Wiese angesiedelt sind, hätte man so in die Innenstadt zurückholen können", sagt der 47-Jährige.
Sie hätten bereits mit dem jeweiligen "Branchenprimus" gesprochen. Und sie hätten auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Optionen geprüft wie die, auch mal ein Geschoss einer Kita zu überlassen. Die Mieter der oberen Etagen hätten ihre Waren auf eigenes Risiko angeboten, damit wäre das wirtschaftliche Risiko für Galeria gesunken.
Gleichzeitig wollte das Family Office aus NRW den Gastro-Bereich und das Lebensmittelangebot in den Kaufhäusern ausbauen. "Dafür hatten wir neben dem früheren Karstadt-Chef Helmut Merkel und dem Restrukturierungsexperten Franz Wiest auch den früheren Metro-Manager und Gastro-Spezialisten Richard Hesch an Bord."
Felix Finger und Melina Brandstetter: "Nur 60 Galeria-Filialen sind überlebensfähig"
Das Konzept sah allerdings noch härtere Einschnitte für die Mitarbeiter und Standorte vor: Für "überlebensfähig" hält das Düsseldorfer Paar trotz Umstrukturierung nur 60 Filialen. Sie hatten vor, 32 zu schließen.

Für sie ist der Kampf um Galeria zu Ende. Brandstetter und Finger zogen den Kürzeren, weil ihre Konkurrenten mehr Filialen retten wollen und für die Gläubiger wohl mehr rausspringen wird. Nun liegt es an Beetz und Baker, Galeria Karstadt Kaufhof zu retten und fit für die Zukunft zu machen. Dass das möglich ist, daran glauben beide Investorenteams.