Invader-Fan aus London in München: "Habe bereits Tausende Pfund für Reisen ausgegeben"

Frank "Steam156" Malt aus London reist auf der ganzen Welt herum, um die Mosaike des französischen Street-Art-Künstlers "Invader" zu fotografieren. Die AZ hat ihn in München getroffen.
von  Jan Krattiger
Invader-Fan Frank "Steam156" Malt aus London.
Invader-Fan Frank "Steam156" Malt aus London. © Jan Krattiger

München - Ein unscheinbarer Mann Mitte 50 sitzt da bei der Paul-Heyse-Unterführung am Hauptbahnhof, gleich unter dem Fliesenmosaik von "Invader", das einen Pacman auf Breznjagd zeigt. Eine Obsession sei es ja schon, meint der freundliche Mann aus London darauf angesprochen, warum er seit Jahren auf der ganzen Welt herumreist, um diese kleinen, fröhlichen Kunstwerke zu fotografieren. 

Invader-Fan aus London zu Besuch in München

"Ich habe Tausende Pfund ausgegeben, um möglichst viele davon zu 'flashen'", sagt Malt. Flashen bedeutet in der Sprache der Invader-Fans, dass sie die Kunstwerke im öffentlichen Raum fotografieren mittels der eigens dafür programmierten Smartphone-App "FlashInvaders". Die dient einerseits dazu zu verifizieren, ob die Werke auch wirklich von "Invader" stammen, oder ob es Nachahmer sind. 

Sekündlich werden die Kunstwerke von Invader weltweit fotografiert.
Sekündlich werden die Kunstwerke von Invader weltweit fotografiert. © Screenshot "FlashInvaders"

Andererseits – und das wurde Malt eben vor Jahren schon zum Verhängnis – gibt es Punkte für jeden Invader, den man fotografiert, sogar Extrapunkte, wenn man der Erste ist, der einen findet. Stand jetzt, dank seines recht frühen Besuchs in München, ist "Steam156" auf der Weltrangliste auf Platz 9. Er hat 3.066 der Kunstwerke weltweit "geflasht" und hat so 91.250 Punkte gesammelt. Er war am Freitag gemeinsam mit einem Invader-Fan aus Paris unterwegs, unter den ersten Zehn der Weltrangliste, aber zu schüchtern für die Presse. 

Die Weltrangliste des Spiels "FlashInvaders": Auf Platz 9 ist "Steam156"
Die Weltrangliste des Spiels "FlashInvaders": Auf Platz 9 ist "Steam156" © Screenshot "FlashInvaders"

Malt sagt, er stecke sein ganzes Geld in dieses Hobby, diese Sucht. Vor Jahren habe das angefangen, als er mit einem Bekannten in Paris unterwegs war und er ihm einen dieser "Invader" gezeigt habe. Seit 2014 gibt es die dazugehörige Handy-App. Seit dem ist M auch schon unterwegs. "Am Anfang war ich noch nicht so interessiert daran, habe einfach ab und zu die Bilder gemacht", sagt Malt. Er habe dann aber angefangen, extra Reisen nach Paris zu machen, um die "Invader" zu fotografieren – in Paris, wo der Künstler herkommt, sind weltweit die meisten zu finden.

"Dann habe ich gedacht, ich könnte auch mal den Zug nach Lyon nehmen und dort die 'Invader' fotografieren". Und so nahm die Obsession ihren Lauf: "Plötzlich bist du wie ein verrückter Professor. Es wird deine ganze Welt". Jetzt geht es darum, möglichst viele und möglichst schnell zu fotografieren. Auch, weil viele der Werke relativ schnell zerstört werden.

Invader-Fan Frank "Steam156" Malt aus London.
Invader-Fan Frank "Steam156" Malt aus London. © Jan Krattiger

Malt selbst kommt aus der Graffiti-Szene Londons: "Da war ich seit 1984 aktiv, habe selber viel illegal gesprüht und eben auch angefangen, Graffiti und Street Art zu dokumentieren", sagt er. Neben der Punktejagd gefällt ihm auch die Gemeinschaft, die sich durch diese Leidenschaft ergebe. Die "Invader"-Jäger tauschen sich gegenseitig aus, halten sich auf dem Laufenden über Standorte überall auf der Welt und treffen sich natürlich auch bei den Werken. 

Kunstwerke von Invader: Fan aus London reist dafür um die Welt

Die 17 Invader in München (eigentlich sind es 18, aber über einen gibt es erst Gerüchte und niemand hat ihn bisher gefunden) hat "Steam156" in zwei Tagen alle eingesammelt. Mit seinem Kumpel aus Paris war er mit dem E-Bike in der Stadt unterwegs. Die Stadt sei schön, sagt er, auch wenn er auf seinen Invader-Reisen meistens nicht sehr viel von den Orten sieht. "Ich bin immer nur ganz schnell da, damit ich Hotel- und Reisekosten sparen kann", sagt Malt. Immerhin: Für ein Helles am Augustinerbräu und eine Ochsensemmel am Viktualienmarkt hat es gereicht. 

Alle seine Reisen der letzten sechs Jahre waren an Orte, wo es auch Invader gibt, sagt er. Zuletzt war er auf der französischen Insel La Réunion: "13 Stunden Flug und ewig lang im Bus herumfahren", so beschreibt Malt die Reise. Nach einem großen Vergnügen klingt das nicht. Mittlerweile sei er froh, wenn er an den Orten das Taxi oder andere Verkehrsmittel nehmen könne: "Meine Knöchel und meine Knie sind schon recht kaputt von der vielen Lauferei", sagt Malt. 

Sein Aufenthalt in München geht auch schon zu Ende. Nächste Station: Potosi in Bolivien, Südamerika. 53 kleine Keramik-Kunstwerke des französischen Street Art-Künstlers "Invader" warten dort auf Malt. Die meisten von denen hat er zwar schon fotografiert. Zwei Werke, die rasch zerstört wurden, wurden aber von Fans restauriert. Die will er ergattern. 

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