Interview zum Christopher Street Day mit Virginia Ernst: "Lesben haben es leichter"

Virginia Ernst ist Österreichs größter Popstar. Jetzt heiratet sie eine Frau und erklärt, warum Lesben eher Akzeptanz erleben als Schwule.
Sie ist die meistgespielte Künstlerin im österreichischen Radio, mit dem Amadeus-Musikpreis ausgezeichnet und lebt offen lesbisch. Auf dem Christopher Street Day tritt die Popsängerin Virginia Ernst am Samstag um 20 Uhr auf dem Marienplatz auf (was am CSD-Wochenende sonst noch so geboten ist, lesen Sie hier). Die AZ hat vorher mit ihr über feminine Männer, burschikose Frauen und ihre Heirat gesprochen.
AZ: Wann heiraten Sie?
VIRGINIA ERNST: In knapp einem Monat ist es endlich so weit. Den genauen Termin verraten meine Verlobte und ich aber nicht.
In Österreich gab es noch keine politische Entscheidung für die Ehe für alle.
Seit dem Frühjahr können Schwule und Lesben auf dem Standesamt heiraten. Zuvor mussten sie unromantisch zum Bezirkshauptamt. Zudem können sie einen Familiennamen führen. Es gibt aber immer noch kleine Unterschiede zur heterosexuellen Ehe. Für mich war Ehe ja kein Thema, bis ich meine Freundin getroffen habe.
Haben Sie als lesbische Frau kämpfen müssen, kämpfen Sie immer noch?
Für mich war es immer normal, so zu sein wie ich bin. Burschikos. Ich hatte eine kurze Phase als 13-Jährige, da habe ich mir die Haare lang wachsen lassen. Aber da habe ich mich nicht wohlgefühlt. Ich denke, ich habe mich immer leicht damit getan, dass ich lesbisch bin. Deshalb wurde ich schon immer so angenommen, wie ich bin.
Wer hat’s leichter? Lesben oder Schwule?
Lesbische Frauen haben es leichter als Schwule. Das akzeptieren die Leute eher. Weil Männer ja das stärkere Geschlecht sein sollen, ist’s schwierig, wenn ein Mann feminin ist oder mit einem anderen Mann rumschmust. Oder beides.
Österreich scheint da – auch mit dem Erfolg von Conchita Wurst – sehr offen zu sein.
Ich bewundere Conchita, denn die Menschen haben es ihr nicht einfach gemacht. Ihr schlug so viel Hass entgegen. Österreich ist noch lange nicht dort, wo es sein sollte.
Sind Ihre Fans vor allem Lesben?
Viele sind junge Mädchen zwischen 15 und 25 Jahren, die lesbisch sind. Ich bekomme sehr viele, sehr lange Nachrichten, in denen sie sich bei mir bedanken Sie arbeiten auch mit Jugendlichen.
Was machen Sie da?
Ich war früher Profi-Eishockeyspielerin, bin Ernährungs- und Fitnesscoach und dieses Wissen gebe ich an junge Leute weiter. Dass sie sich Ziele setzen sollen – und diese auch erreichen können.
Was ist eigentlich Ihr nächstes Ziel?
In Österreich habe ich so gut wie alles erreicht, jetzt will ich international bekanntwerden.