Internetsucht bei Jugendlicher immer extremer

Sechs Prozent aller jugendlichen Internet-Nutzer sind abhängig. Die Sucht nach Internetspielen, Chats und sozialen Netzwerken nimmt bei Jugendlichen extreme Formen an
von  dpa
Das umstrittene Online-Spiel Counterstrike: Experten schätzen, dass sechs Prozent aller jugendlichen Internetnutzer abhängig sind.
Das umstrittene Online-Spiel Counterstrike: Experten schätzen, dass sechs Prozent aller jugendlichen Internetnutzer abhängig sind. © az

Sechs Prozent aller jugendlichen Internet-Nutzer sind abhängig. Die Sucht nach Internetspielen, Chats und sozialen Netzwerken nimmt bei vielen Jugendlichen extreme Formen an

München  – Die Sucht nach Internetspielen, Chats und sozialen Netzwerken nimmt nach Ansicht von Experten bei vielen Jugendlichen extreme Formen an. „Wer internetsüchtig ist, bekommt Schweißausbrüche, wenn er nicht weiß, wie er ins Netz kommen soll“, sagte der Münchner Suchtmediziner Markus Backmund der Nachrichtenagentur dpa. Er schätzt, dass sechs Prozent aller jugendlichen Internetznutzer abhängig sind. „Fast hundert Prozent der jungen Menschen bewegen sich im Internet“, sagt Backmund. Manche entwickelten eine derart starke Abhängigkeit, dass sie ihren Platz vor dem Bildschirm kaum noch verlassen würden.

Nach Angaben der Bundesregierung sind 560 000 Menschen abhängig von der virtuellen Welt im Netz. Voraussetzung für jede Sucht sei, dass man eine psychische Krankheit hat und damit gefährdet ist. „Weil in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen psychisch krank sind, gibt es heute mehr Süchtige als früher“, sagt Backmund aus Anlass des Kongresses für Suchtmedizin, der seit Donnerstag bis Samstag zum zwölften Mal in München stattfindet.

Dabei sind die Symptome nach Backmunds Worten bei jeder Sucht gleich. Das ganze Leben drehe sich um das Objekt der Abhängigkeit. Zudem bleibe man immer süchtig, selbst wenn man die Abhängigkeit in den Griff bekommt. „Wenn das Gehirn einmal gelernt hat, dass zum Beispiel das Internet glücklich macht, dann verlernt es das nie mehr.“

Weil alle Ärzte mit den Folgererkrankungen von Sucht konfrontiert sind, will Backmund seine Kollegen für die Ursachen sensibilisieren. „Jeder Hausarzt sollte erkennen, ob sein Patient süchtig ist“, sagt Backmund. „Gynäkologen müssen sehen, ob Schwangere ein Suchtproblem haben.“ Suchtmedizin werde an den Universitäten vernachlässigt, deshalb wisse kaum ein Arzt über die Problematik Bescheid.

 

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