Internet-Hit: Harry G. schimpft über "Isar-Preißn"

München - Harry G’s Feindbild ist klar definiert: der Isarpreiß, optisch eine Mischung aus Gestütsbesitzer und Dieter Bohlen in Polohemd und Segelschuhen, der alles wahnsinnig „urig“ und „gemütlich“ findet. Anders als der gewöhnliche Preuße kann der Isarpreiß sogar gebürtiger Bayer sein. Was ihn ausmacht, ist sein Bestreben, unbedingt zur Münchner Schickeria zu gehören, zum „Stamm der Reichen und Schönen“, wie Harry G, der eigentlich Markus Stoll heißt und Kabarettist ist, ihn nennt.
Der gebürtige Regensburger hat die bayerische Tradition des Grantelns ins digitale Zeitalter versetzt. Seine Videoclips auf Youtube, in denen er als Harry G über Trachten oder die Wiesn herzieht, haben mittlerweile über fünf Millionen Klicks. Seit neuestem lässt er seine Schimpftiraden „Granteln is schee – Mit Harry G“ auch auf Antenne Bayern hören.
Der verhasste Preuße ist in der bayerischen Volks- und Bühnenkunst nicht neu. „Es geht im Grunde ja schon mehrere Hundert Jahre gegen den Preiß“, sagt Stoll, der nie ohne Hut auftritt. Er habe das lediglich in ein modernes Umfeld gesetzt und zeitgemäß aufgearbeitet.
Dabei war der 35-Jährige nach dem Abitur auf dem besten Wege, selbst ein „Gschaftler“ zu werden. Er studierte BWL in Innsbruck und Buenos Aires und begann im Bereich Venture Capital zu arbeiten, gründete ein eigenes Unternehmen. „Ich habe mich mit dem Job aber nie richtig identifiziert“, sagt Stoll. Das Einzige, was ihm immer schon gefiel, war es, Vorträge zu halten. Mit einfachen Mitteln produzierte er erste Videoclips.
Seinen Künstlernamen hat er einem Spezl seines Vaters geklaut. „Er heißt Harald, den Nachnamen kann ich nicht sagen. Der weiß bis heute nicht, dass er gemeint ist“, sagt der Kabarettist und grinst. Mittlerweile hat Stoll eine ganze Reihe von Figuren entwickelt.
Sein Programm lebt von feinen, detailreichen Beobachtungen, die fast jeder Bewohner der Landeshauptstadt kennt – von den faschingsartigen Trachten der Touristen zur Wiesn bis zu den Schwabinger Öko-Müttern, die ihren Nachwuchs im Designer-Kinderwagen durch die Stadt zum Baby-Yoga schieben.
Seine Bemerkungen sind gemein, aber: „Ich richte mich immer nur gegen eine Figur, die das auch aushält“, sagt Stoll. „Von mir wird es nie etwas wirklich Politisches oder gegen eine Minderheit Gerichtetes geben.“ Stoll hat natürlich auch Vorbilder. Und so bewundert er Kabarett-Größen wie Gerhard Polt.
Einen künstlerischen Ausflug ins Musikalische wie bei Fredl Fesl kann er sich aber nicht vorstellen. „Ich habe es versucht, spiele aber kein Instrument mehr. Das hätte was von Troubadour“, sagt der 35-Jährige. Er bleibt lieber bei seinen wortgewaltigen Tiraden, in denen stets seine bayerischen Lieblingswörter auftauchen: „Zefix und Schleich di.“