Internet-Experte: Das ist Zschäpes neuer Anwalt
Für Mathias Grasel, dem neuen Verteidiger von Beate Zschäpe im NSU-Prozess, dürfte sein neuer Fall der erste dieser Art sein. Recherchen zeigen: Das Fachgebiet des Mannes scheint ganz woanders zu liegen.
München - Mathias Grasel, der neue Verteidiger von Beate Zschäpe im NSU-Prozess, ist bisher noch nie öffentlich in einem Strafverfahren in Erscheinung getreten. Mit knapp 31 Jahren ist er fast zehn Jahre jünger als seine Mandantin. Nach eigener Aussage arbeitet er seit 2011 als Rechtsanwalt in München. Über seine bisherige Tätigkeit verrät er wenig. Allerdings lässt sich einiges im Internet finden.
Dort ist er auf mehreren Webportalen als juristischer Experte registriert, der gegen überschaubare Bezahlung Fragen zu rechtlichen Problemen beantwortet. Auf einer dieser Seiten war er bis in die letzten Tage besonders aktiv. Dort wird er mit 126 Beiträgen gelistet. Es handelt sich überwiegend um Alltagsthemen wie Betrug bei Ebay, ein Blitzer-Knöllchen in Spanien oder Streit unter Nachbarn.
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Die betreffende Webseite zeigt auch eine statistische Auswertung, die Grasels Schwerpunkte aufschlüsselt. Demnach betrafen die meisten seiner Beiträge das Verkehrsrecht mit 28,6 Prozent. Strafrecht taucht knapp dahinter mit 26,9 Prozent auf. Die Beträge, die die Fragesteller für seine Auskünfte zahlten, bewegen sich zumeist zwischen 30 und 100 Euro. Seine Kundschaft ist überwiegend zufrieden und bewertet ihn mit 4,8 von 5 möglichen Punkten.
Wie er an das Mandat für Beate Zschäpe kam, wollte er unter Berufung auf seine anwaltliche Schweigepflicht nicht preisgeben. "Das betrifft das Mandatsverhältnis" und berühre "einen Punkt", der Zschäpe bei ihren drei anderen Verteidigern "gestört hat". Aus Justizkreisen ist zu hören, dass Grasel Zschäpe bereits einige Zeit im Hintergrund berät und sie mehrmals in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim besucht haben soll.
Zu seinem Werdegang sagte Grasel, er habe in München "für eine renommierte Anwaltskanzlei" gearbeitet. Auch deren Namen wollte er nicht offenlegen. Sein neues Mandat für Zschäpe nannte er "eine Mammutaufgabe". Aber "ich denke, mit Unterstützung des Senats und der bisherigen Kollegen lässt sich das bewerkstelligen".
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