Integrierte Leitstelle München: Hier wird im Notfall geholfen

Wer die Notfallnummer 112 wählt, landet in München automatisch in der Feuerwache Schwabing. So arbeitet das Team in der Integrierten Leitstelle.
von  Ralph Hub
Ein Disponent an seinem Arbeitsplatz in der Leitstelle.
Ein Disponent an seinem Arbeitsplatz in der Leitstelle. © Feuerwehr

München - Die Integrierte Leitstelle München, kurz ILS, ist die größte ihrer Art in ganz Bayern. Sie ist zuständig für mehr als zwei Millionen Menschen im Stadtgebiet und im Landkreis München. In der ILS werden die Einsätze von rund 550 Feuerwehr- und Rettungsdienstfahrzeugen koordiniert. Vor 25 Jahren, im Juli 1997, nahm die ILS in der Feuerwache 4 in der Heßstraße in Schwabing ihren Betrieb auf.

Integrierte Leitstelle: 160 Disponenten arbeiten in zwei Schichten

Die ILS ist rund um die Uhr besetzt, 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr. Das Anrufaufkommen ist inzwischen auf über 1,1 Millionen Meldungen angewachsen. 160 Disponenten und Disponentinnen arbeiten in zwei Schichten. Tagsüber ist in der Regel mehr los als nachts. Richtig turbulent wird es meist an Wochenenden, vor allem nachts, wenn die Leute feiern und Party machen. Dann steigen beim Rettungsdienst regelmäßig die Alarmierungen sprunghaft an. Meist, wenn etwas passiert, spielt Alkohol eine Rolle.

Die Disponenten und Disponentinnen der ILS sind speziell geschult und beginnen schon während des noch laufenden Notrufs, die erforderlichen Kräfte an den jeweiligen Einsatzort zu schicken. Zeitgleich versuchen sie, die meist aufgeregten oder sogar unter Schock stehenden Anrufer zu beruhigen und von ihnen alle relevanten Informationen zu erfragen. Also was ist wo, wem passiert, wie viele Verletzte gibt es etc..

Explosion eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg an der Donnersbergerbrücke. Mehrere Bauarbeiter sind dabei verletzt worden.
Explosion eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg an der Donnersbergerbrücke. Mehrere Bauarbeiter sind dabei verletzt worden. © dpa

Die ILS disponiert die Rettungsfahrzeuge, alarmiert und leitet die Feuerwehreinsätze in München und übergibt die Feuerwehreinsätze des Landkreises an die Einsatzzentrale des Landkreises am Mariahilfplatz. Zudem werden hier die Intensivtransporthubschrauber aus ganz Bayern für Verlegungen koordiniert.

Jeden Tag gehen in der ILS zwischen 2.500 und 3.000 Notrufe ein

Die 112 wird gewählt, egal ob medizinischer Notfall, schwerer Verkehrsunfall oder Brand. Manchmal landen aber auch weit entfernte Notfälle in der ILS, beispielsweise aus Mallorca oder Italien. "Das liegt daran, das die betreffende Person, der etwas passiert ist, meist im Urlaub ist, zuhause bei einem Freund oder Verwandten anruft und der dann uns verständigt", erklärt Feuerwehrsprecher Stefan Kießkalt.

Durchschnittlich gehen täglich 2.500 bis 3.000 Notrufe ein, aus denen sich dann im Schnitt täglich rund 1.000 Einsätze ergeben. Je nach Einsatzort und Einsatzbild werden nach einem Notruf die jeweiligen Feuerwachen und die entsprechenden Einsatzfahrzeuge alarmiert.

Die zentrale Notrufnummer 112 bündelt zahlreiche Telefonleitungen. Außerdem bestehen Standleitungen zu anderen wichtigen Dienststellen, um eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise die Einsatzzentrale der Polizei, die Stadtwerke München sowie die Leitstellen von U- und S-Bahn.

Eine Tram ist nach der Kollision mit einem Auto entgleist.
Eine Tram ist nach der Kollision mit einem Auto entgleist. © dpa

Diese Großeinsätze in München wurden durch die ILS koordiniert

Die Zentrale der ILS ist komplett vollgepackt mit Technik: 22 Einsatzleitplätze, 10 Notrufabfrageplätze, 138 EDV-Schränke, 275 Kilometer verlegte EDV-Kabel, Lichtwellenleiter und Fernmeldeleitungen dazu Zehntausende Steckverbindungen. Damit sich die Männer und Frauen in der ILS besser orientieren können, stehen ihnen die Datensätze im Einsatzleitsystem ELDIS 3by zur Verfügung. Feuerwehrsprecher Stefan Kießkalt: "Sie dienen zum schnellen Auffinden von Örtlichkeiten bei Notfällen. Im System sind aufgeführt: 15.300 Objekte, 17.500 Kreuzungen, 6.800 offizielle Straßen, 4.200 weitere Straßen, Wege und Plätze."

In den letzten 25 Jahren wurden in der ILS etliche Großeinsätze aufgenommen, koordiniert und geleitet wie beispielsweise der Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016, das S-Bahnunglück von Schäftlarn im Februar 2022, Großbrände, U-Bahnunfälle - genauso geht es aber auch um alltägliche Einsätze, Unwetterschäden, Rettungen von Tieren und manchmal auch um kuriose Einsätze wie die Bergung der Büste von König Ludwig II., die im April 2021 an der Corneliusbrücke in der Isar lag.

S-Bahnunglück von Schäftlarn, Mitarbeiter des THW trennen die Züge.
S-Bahnunglück von Schäftlarn, Mitarbeiter des THW trennen die Züge. © dpa

Weitere Aufgaben sind die Alarmierung des Technischen Hilfswerkes (THW) für das Stadtgebiet München, der First-Responder-Einheiten im Landkreis, des Kriseninterventionsteams zur psychologischen Betreuung von Opfern oder Angehörigen oder auch die Alarmierung der Hunderettungsstaffeln.

Die ILS verfügt zudem über Daten zur Lage bei der Notfallversorgung in den Münchner Kliniken. Kontinuierlich wird die zentrale Übersicht über freie Aufnahmekapazitäten aktualisiert, was in Zeiten der Pandemie besonders wichtig ist. Damit ist gewährleistet, dass Notfallpatienten schnellstmöglich in die nächste für sie geeignete und aufnahmebereite Klinik transportiert werden. Die ILS führt zudem eine Übersicht über alle freien Betten für Brandverletzte in Bayern. Sie meldet diese Kapazitäten an die bundesweite "Zentrale Anlaufstelle für die Vermittlung von Betten für Schwerbrandverletzte" in Hamburg und vermittelt im Bedarfsfall Behandlungsplätze.

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