Insolvenz von René Benko: Anwalt aus München analysiert die Auswirkungen

Über Jahre war der Österreicher René Benko als mehrfacher Milliardär gelistet. Nun ist nicht nur seine Signa-Gruppe zahlungsunfähig, sondern auch er als Unternehmer selbst.
von  Natascha Probst
Als aktuelle Auslöser der Signa-Krise gelten die Zinsen, Energiepreise und Baukosten, die stark gestiegen sind. Viele Menschen sehen die Schuld jedoch bei René Benko.
Als aktuelle Auslöser der Signa-Krise gelten die Zinsen, Energiepreise und Baukosten, die stark gestiegen sind. Viele Menschen sehen die Schuld jedoch bei René Benko. © Fotos: Helmut Fohringer/dpa, Georg Hochmuth/dpa (kl. Bild)

München/Innsbruck - Vor einigen Monaten noch galt er als einer der reichsten Österreicher. Laut dem US-Magazin "Forbes" hatte Benkos Vermögen 2023 einen Höchststand von 5,5 Milliarden Euro erreicht. Am Donnerstag nun meldete der österreichische Investor und Gründer der Signa-Gruppe als Unternehmer Insolvenz an.

Das bestätigte eine Sprecherin des Innsbrucker Landgerichts am Donnerstag. Der Richter werde voraussichtlich in den kommenden Tagen über den Antrag entscheiden, teilte sie mit. Der Unterschied zu einer Privatinsolvenz? Durch die Insolvenz als Unternehmer kann er ein Sanierungsverfahren durchlaufen, das wie bei einer Firma abläuft.

Milliardär René Benko ist insolvent: "Wirtschaftlich wird es ihn nicht berühren"

"Wirtschaftlich wird es ihn nicht berühren", sagt Johannes Fiala, Rechtsanwalt für Insolvenzrecht in München, der AZ. Er kenne natürlich seine wirtschaftlichen Verhältnisse nicht, aber sein Privatvermögen werde es nicht groß betreffen. Sein Vermögensposten würden zwar verlorengehen und der Insolvenzverwalter sei der neue Firmenchef. Aber wenn er gut mit diesem zusammenarbeite, könne sogar noch etwas herauskommen. Banken würden jedoch bei künftigen Geschäften mit René Benko sicherlich genauer hinschauen.

Auch um das Vermögen seiner Familien-Privatstiftung, die er auf den Jungferninseln besitzt, muss er sich nach Ansicht von Fiala keine Sorgen machen – sofern er rechtzeitig das Geld dort "hingeschenkt" habe, sei es nicht betroffen. Habe er die Stiftung jedoch in den vergangenen drei Jahren beschenkt, könnte der Insolvenzverwalter durchaus zu dem Schluss kommen, dass er sich absichtlich durch die Schenkung "arm gemacht" habe. Das sei dann strafbar.

Landgericht Innsbruck bringt Insolvenzantrag ein

Im Signa-Drama ging es bisher um die Frage, was nach der Insolvenz der Gruppe aus sämtlichen Immobilen in deutschen Innenstädten wird. Doch in dieser Woche diskutierte das Innsbrucker Gericht über Benko selbst: Die Republik Österreich hatte am Landgericht Innsbruck zuvor einen Insolvenzantrag gegen ihn eingebracht. Dabei ging es auch um einen noch nicht vollständig bezahlten Zuschuss, den Benko für die insolvente Holding der Signa-Gruppe angekündigt hatte.

Doch könnte eine Privatinsolvenz auch noch drohen? Fiala hält das nicht für ausgeschlossen. Denn als Manager habe man für Sorgfalt zu sorgen und müsse die Risiken im Betrieb bewerten. Sei das nicht passiert und habe er einen "existenzvernichtenden Eingriff" vorgenommen, wäre eine solche nicht ausgeschlossen. Dann könne der Insolvenzverwalter auf das Privatvermögen zurückgreifen. Das sei bei Familienbetrieben sehr häufig der Fall. Bis das feststehe, werde es aber sicher ein paar Monate dauern. Dann müsse er künftig mit 1.000 Euro im Monat auskommen - aus Angestelltenverhältnis, Rente oder Ähnlichem.

Am Donnerstag hat René Benko in Innsbruck Insolvenz angemeldet.
Am Donnerstag hat René Benko in Innsbruck Insolvenz angemeldet. © Georg Hochmuth/dpa

René Benko fordert Geld von sich selbst ein: "Das kann er durchaus machen"

Benko wollte zuletzt auch noch Geld "von sich selbst" einfordern: Aus der Insolvenzmasse der Signa-Holding forderte er Millionen. Seine Stiftungen wollen das Geld, das sie der pleite gegangenen Signa-Gruppe geliehen haben, zurück. "Das kann er durchaus machen", sagt Fiala dazu. Er als natürliche Person könne von der juristischen Person Benko Geld zurückfordern.

Ergebnisse aus dem Insolvenzverfahren sind übrigens nicht so schnell zu erwarten: Eine Insolvenz dauere im Durchschnitt drei Jahre, sagt Fiala. Sie könne sich aber schon auch mal sieben bis zehn Jahre hinziehen.

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