Insolvenz von Galeria Kaufhof: Was passiert mit den Filialen in München?

München - Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will über 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Das kündigte Unternehmenschef Miguel Müllenbach in einem Gespräch mit der "FAZ" an.
Wieder Rettung in einem Schutzschirmverfahren?
Wenige Stunden zuvor hatte das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen, so ein Firmensprecher.
Der Manager sagte in dem "FAZ"-Interview, um das Unternehmen zu retten, müsse das Filialnetz "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. In einem Mitarbeiterbrief schrieb Müllenbach, das Unternehmen müsse sich von jenen Filialen trennen, die angesichts der Konsumflaute, der Inflation und der Energiekosten "auf absehbare Zeit nicht mehr profitabel zu betreiben sind". Nur so lasse sich ein endgültiges Scheitern des Unternehmens verhindern.
Galeria Kaufhof: Die fünf Münchner Filialen bleiben vorerst
In München hingegen bleiben die fünf Filialen am Hauptbahnhof, Marienplatz und Rotkreuzplatz, an der Münchner Freiheit sowie im Olympia-Einkaufszentrum nach AZ-Informationen vorerst bestehen. Die Häuser am Stachus und am Nordbad mussten bereits vor einiger Zeit ihre Türen für immer schließen.
Betroffen von den angekündigten Schließungen sind nach AZ-Informationen vor allem Filialen in kleineren Städten und im Osten Deutschlands.
Kampf um Arbeitsplätze (im Osten) beginnt
Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, sie werde um die Arbeitsplätze kämpfen. "Für uns geht es jetzt darum, möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten", so Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Gewerkschafter und Politiker fordern zudem eine starke finanzielle Beteiligung des Eigentümers René Benko an der Rettung des angeschlagenen Warenhauskonzerns. Die Belegschaft frage sich, "wo der Eigentümer ist in dieser existenziell höchst bedrohlichen Situation für 17 400 Menschen und ihre Familien", sagte Nutzenberger. Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen. "Da gibt es klare Erwartungen an den Eigentümer."
Galeria hatte erneut mit Bundesregierung verhandelt
Galeria hatte vor dem Gang zum Insolvenzgericht mit der Bundesregierung über weitere Finanzhilfen - über die schon erhaltenen 680 Millionen Euro hinaus - verhandelt. Doch sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass dies kein gangbarer Weg sei, sagte Müllenbach.
"Es ist ein dramatischer Absturz von zwei traditionsreichen Warenhaus-Unternehmen", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben. Während die FDP-Nachwuchsorganisation Junge Liberale sich gegen weitere staatliche Finanzhilfen aussprach, will Houben diese nicht ausschließen, sagte er gestern.
Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Jahre, dass der aus dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof entstandene Konzern den Weg zum Insolvenzgericht antreten muss. Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte die Firma Rettung erbitten müssen.
Haben nur 30 von 131 Kaufhäusern eine sichere Perspektive?
Wie viele Warenhäuser hierzulande auf Dauer überleben können, ist unter Experten umstritten. Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, sieht etwa nur Platz für weniger als 100 Warenhäuser. Eine Analyse der "Immobilienzeitung" kommt zu dem Ergebnis, dass wohl nur 30 von 131 Filialen eine sichere Perspektive haben.
Müllenbach räumte ein: "Es ist erneut unsere Pflicht, alles, wirklich alles in den kommenden Wochen auf den Prüfstand zu stellen." Doch bemühte er sich, auch Hoffnung zu verbreiten. "Galeria ist zukunftsfähig", schrieb er und versprach, der Konzern werde weiter eine wesentliche Funktion für die deutschen Innenstädte wahrnehmen.