Insekten statt Pommes

Jeden Freitag bekannte Münchner in der AZ von ihrem Wochenende. Heute ist das der Musiker Landy Landinger, der gerne exotische Spezialitäten probiert.
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Beim Treffen mit Landy Landinger im Café Kosmos ist das Tatoo auf dem linken Arm noch frisch und nicht ganz fertig. Es soll mal Landingers Vorliebe für Japan ausdrücken.
Daniel von Loeper Beim Treffen mit Landy Landinger im Café Kosmos ist das Tatoo auf dem linken Arm noch frisch und nicht ganz fertig. Es soll mal Landingers Vorliebe für Japan ausdrücken.

Jeden Freitag erzählen in der AZ bekannte Münchner von ihrem Wochenende. Heute ist das der Musiker Landy Landinger.

Ich bewege mich in München fast wie ein Tourist. Wenn man in eine fremde Stadt kommt, guckt man sich ja die diversen Sehenswürdigkeiten an. Das tue ich hier auch: Ich gehe viel auf Märkte, treibe mich da herum, wo Leben ist – und am liebsten schaue ich mir die Leute an.

 

Ich komme ursprünglich aus Landshut, tiefstes Niederbayern also. Mit den Münchnern hat man es da eigentlich nicht so wirklich. Aber ich habe in Wien Gitarre studiert, und als ich dann nach Landshut zurückkam, dachte ich mir: Oh Gott, ich brauche eine U-Bahn. Die Stadt, die mir davor so viel Freude geschenkt hatte, war mir irgendwie zu klein geworden.

 

In München habe ich mich dann erst einmal ein bisschen umgeschaut: Marienplatz, Viktualienmarkt – mein erster Eindruck damals: teuer, alles wahnsinnig teuer. Und dann ist München auch noch eine Stadt, die ein bisschen braucht, bis man mit ihr warm wird. Hier ist es nicht wie in Köln, hier wird man nicht einfach mal in einer Bar in ein Gespräch verwickelt. Aber wenn man sich hier mal sein Platzl erobert hat, dann kann man sich hier auch eingraben lassen.

 

Gerade ist mein Platzl Obergiesing, da wohne ich momentan. Aber ich will unbedingt zurück auf die Schwanthalerhöhe. Das Viertel da ist einfach ein nettes Dorf. Da kann es einem schon einmal passieren, dass man alleine für den Weg zum Supermarkt eine Dreiviertelstunde braucht. Mal hier ein Schwätzchen, mal dort eines. Da gibt es zum Beispiel das Neondorn in der Schwanthalerstraße, einen etwas ausgefallenen Klamottenladen. Da steht der Fritz drin, ein unglaublich netter Typ. Und schöne Sachen haben die auch, Klamotten, die es nicht überall gibt. Mein liebster Laden ist allerdings Alexas Secondhandmode in der Utzschneiderstraße. Da gehe ich mindestens einmal im Vierteljahr hin, sei es wegen einer Lederhose oder wegen neuer Bühnenkleidung.

 

So richtig viel Zeit zum Einkaufen habe ich aber gar nicht. In einem guten Monat spiele ich bestimmt zehn bis zwölf Konzerte. Da kann eine Woche auch schon mal so aussehen: am Dienstag Gaudimusik bei einer Floßfahrt, am Mittwoch Auftritt bei einem Betriebsfest, am Donnerstag Jam-Session im Kulturkeller, am Freitag ein Konzert im Bayerischen Hof und am Samstag Punkrock in der Glockenbachwerkstatt.

 

Man darf sich für nichts zu schade sein. Ich spiele in einer kleinen Kneipe für 20 Euro genauso wie bei einem großen Firmenevent. Viele Abende bleiben da nicht. Aber so einmal im Jahr schaffe ich es doch in die Unterfahrt in der Einsteinstraße. Bei Miles Davis bekomme ich immer noch Gänsehaut. Und manchmal habe ich einfach Lust auf Jazz.

 

Ich gerne auch gerne auf Konzerte im Bayerischen Hof–einfach, weil ich mich da pudelwohl fühle. Da ist der Wein dann vielleicht fünf Mal so teuer wie woanders, aber das ist es mir wert. In den nächsten sechs Wochen werde ich aber schwerlich dazu kommen. Da bin ich auf den ganzen Oktoberfesten unterwegs: erst in Tokio, dann auf Sylt. Wobei mir natürlich schon klar ist, dass es nur ein echtes Oktoberfest gibt.

 

Ich habe vor ungefähr fünf Jahren angefangen, über die Oktoberfest-Ableger zu touren, vor allem die in Asien. Dabei habe ich die dortige Küche sehr zu schätzen gelernt. In München kann ich da die Fire-Dragon-Lounge in der Paul-Heyse-Straße empfehlen. Da sitzen fast nur Chinesen drin und es gibt auch so Leckereien wie Hähnchenfüße. Wir Europäer haben da manchmal zu große Berührungsängste. Ich musste mich auch erst überwinden. Aber wenn man mir in Bangkok heute einen Teller mit Pommes und einen mit Heuschrecken hinstellt, dann fasse ich die Pommes gar nicht erst an.

 

Protokoll: Florian Zick

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