Inrix-Scorecard: München ist Stau-Hochburg Deutschlands. 49 Stunden im Schnitt
Die Studie "Traffic Scorecard 2016" belegt, was viele Autofahrer täglich spüren: München ist die verkehrsreichste Stadt Deutschlands. In den Stoßzeiten stehen Autofahrer hier zwei Tage im Stau.
München - Wenn Sie diesen Text zwischen 17 und 19 Uhr lesen, dann könnte es sein, dass Sie gerade im Stau stehen - und weil Sie das im Schnitt noch die nächsten 49 Stunden machen, haben Sie die Zeit für die Lektüre.
Denn die aktuelle "Traffic Scorecard" des amerikanischen Verkehrsberatungsunternehmens "Inrix" belegt, was viele Autofahrer jeden Tag spüren: München ist die verkehrsreichste Stadt Deutschlands. Durchschnittlich verbringen Autofahrer 49 Stunden pro Jahr im Stau, drei Stunden mehr als in Heilbronn, Köln und Stuttgart.
München ist vor allem innerhalb der Stadt stauanfällig
Am Schlimmsten ist es laut der Studie abends, betroffen ist fast der gesamte Innenstadtraum. Mit gerade mal knapp 9 Kilometern pro Stunde geht es zur Stoßzeit in der Innenstadt voran - eine Staurate von 27%. Besonders trifft es die Leopoldstraße Richtung Westen. Über die Hohenzollernstraße, Leonrodstraße bis zur Landshuter Allee stehen Autofahrer 34 Stunden pro Jahr im Stau.
International gesehen ist München aber lediglich im Mittelfeld (Platz 36), Metropolien wie Los Angeles (Platz 1), London (Platz 7) oder Moskau (Platz 2 und damit "beste" europäische Stadt) sind hier weiter vorne. Das liegt vor allem an den relativen Größen der Städte und an den damit zusammenhängenden durchschnittlichen Pendlerzeiten, die in München wesentlich kürzer sind.
Das zeigt die Studie nämlich auch: Die Zu- und Abfahrtsstraßen fuktionieren in München gut. Der Stau bildet sich dann erst innnerhalb der Stadtgrenzen, dort aber dafür umso stärker. Hier lag die durchschnittliche Staugeschwindigkeit 2016 sowohl während als auch außerhalb der Stoßzeiten bei nur 8 bis 9 km/h. Diese Staugeschwindigkeiten bedeuten laut "Inrix" nur 25 Prozent der Fahrgeschwindigkeiten, die zu staufreien Zeiten erreicht werden. Das heißt, dass Münchner Autofahrer eine starke Geschwindigkeitsreduzierung erleben, die deutliche Verspätungen verursacht und dazu führt, dass sich München gemessen an in Staus verschwendeten Stunden unter den führenden deutschen Städten befindet.
Der Stau kostet viel Geld
Als Grund für die Überlastung führt das Unternehmen unter anderem die gute Konjunktur in der bayerischen Landeshauptstadt an. Viele Erwerbstätige, eine stark steigende Einwohnerzahl und gute Tourismuszahlen bedeuten schlicht: viel Verkehr.
Inrix hat zudem in diesem Jahr zum ersten Mal berechnet, was der Zeit- und damit einhergehende Benzinverlust für den Geldbeutel bedeutet und um wie viel Euro sich Waren verteuern, weil der Transport so lange dauert. Demnach kostet der Stau jeden Münchner Autofahrer im Jahr 2418 Euro. Die Stadt selber verliert dadurch fast zwei Milliarden Euro.
Luise-Kiesselbach-Tunnel zeigt Wirkung
Wenig erfreulich Zahlen also, die da den Münchner Verkehrsplanern vorgelegt werden. Und dennoch hat die Studie auch einen positiven Aspekt zu vermelden. Der Luise-Kiesselbach-Tunnel hat messbar Auswirkungen auf die Fließgeschwindigkeit des Verkehrs auf dem Mittleren Ring.
So stieg die durchschnittliche Geschwindigkeit zu Stoßzeiten nach der Tunneleröffnung um zehn Stundenkilometer: von 28,9 auf 38,3 Stundenkilometer zu morgendlichen Stoßzeiten und von 31,2 auf 40,7 Stundenkilometer zu nachmittäglichen Stoßzeiten – insgesamt eine Steigerung um 31 Prozent.
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Inrix kommt an alle diese Zahlen, indem es unter anderem Daten von Navigationsgeräten und vernetzten Fahrzeugen mit Informationen über Parkplätze oder öffentliche Verkehrsmittel verknüpft. Laut Eingenaussage hat die Firma 500 Terabyte an Daten aus 300 Millionen unterschiedlichen Quellen analysiert, die mehr als acht Millionen Straßenkilometer abdecken. Für die "Scorecard 2016" wurden 1.064 Städte in 38 Ländern untersucht - es ist damit die größte Studie weltweit.
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