Innenminister Joachim Herrmann ehrt Ehrenamtler: Die AZ stellt sie vor

Egal, ob bei der Feuerwehr oder beim THW: Diese Menschen helfen anderen seit Jahrzehnten – und sind ausgezeichnet worden. Die AZ stellt einige der Ehrenamtler vor. 
von  Lennart Hegemann
Jürgen Skrzypczak (70).
Jürgen Skrzypczak (70).

München - Respekt, kann man da nur sagen: 450.000 Menschen engagieren sich in Bayern bei Feuerwehren, freiwilligen Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk – 430 000 davon sogar ehrenamtlich.

Zeit, (wieder einmal) danke zu sagen: Innenminister Joachim Herrmann tat dies am Donnerstag im historischen Odeon mit dem neuen "Großen Ehrenzeichen" für 50 Jahre aktiven Dienst als Ehrenamtler. "Seit einem halben Jahrhundert helfen Sie Ihren Mitmenschen in der Not und sind damit ein leuchtendes Vorbild für Solidarität", so der Minister. Es sei nicht nur eine staatliche Würdigung, sondern auch nach außen ein sichtbares Zeichen großartigen Engagements.

"Mit dem Lorbeerkranz, der das Kreuz umrundet und eine Insignie für besondere Anerkennung ist, ist das Große Ehrenzeichen auch für das ungeübte Auge sofort als etwas ganz Besonderes erkennbar", so Herrmann. Die AZ stellt vier der Geehrten vor.

Jürgen Skrzypczak (70): "Anderen Menschen zu helfen, ist befriedigend"

Jürgen Skrzypczak (70).
Jürgen Skrzypczak (70).

 

"Meine größte Aufgabe, die ich noch heute ausübe, ist die Betreuung von Personen nach traumatischen Erlebnissen", sagt Jürgen Skrzypczak (70) vom BRK Kreisverband Fürstenfeldbruck. Für ihn ist nach den 50 Jahren auf jeden Fall noch nicht genug geholfen, er möchte weitermachen.

Jede Hilfe, die er leisten könne, sei für ihn ein Höhepunkt in seinem Leben. Das Wichtigste für eine gute Betreuung ist laut Skrzypczak die gute Mischung aus Lebenserfahrung und Einsatzerfahrung. "Manchmal ist bei der Betreuung für 30 Minuten Stille und niemand sagt etwas", beschreibt er die Situation. "Dann auf einmal kommt ein ,Danke’ dafür, dass man einfach da ist." Das und die Kameradschaft beim BRK sind die Gründe für sein anhaltendes Engagement.

Ingo Flechsenhar (69): "Auf Mitmenschen muss man achtgeben"

Ingo Flechsenhar (69).
Ingo Flechsenhar (69).

Ingo Flechsenhar (69) ist Leiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bayern (DLRG) und trat ihr in seiner Gemeinde direkt nach der Gründung 1967 bei. Besondere Erinnerungen hat er an seine Anfangszeit: "Wir haben am Chiemsee mit einem Ruderboot und einem Zwölf-Mann Zelt der Bundeswehr angefangen." Mit diesem Boot seien sie auch bei Notfällen auf den See rausgefahren.

Sein persönlich wichtigstes Ziel ist die Schwimmausbildung. Er bedauert es, dass "mehr und mehr Schwimmbäder geschlossen werden". Außerdem findet er es wichtig, Menschen dazu zu animieren, Hilfe zu leisten und ein Bewusstsein für die Bedeutung der Nächstenhilfe zu schaffen. "Es kann nicht sein, dass Leute wegschauen und nicht von sich aus Hilfe leisten", sagt der 69-Jährige.

Anton Siegl (73): "Die Arbeit macht mir noch immer viel Spaß"

Ausbilder Anton Siegl (73).
Ausbilder Anton Siegl (73).

"Gemeinsam mit meinen Freunden haben wir beschlossen, dem BRK beizutreten, übrig geblieben bin aber nur ich", sagt Ausbilder Anton Siegl (73). Seine Begeisterung für das Ehrenamt hält noch immer an. Seine schönsten Erinnerungen hat er an "die Kameradschaft und den Zusammenhalt". Heute ist er im Bereich der Breitenausbildung aktiv.

"Das beinhaltet vor allem Erste-Hilfe-Kurse für den Führerschein oder für Betriebe", erklärt Siegl. In seinen Kursen zitiert er einen ehemaligen Ausbilder von sich: "Man kann nur erwarten, die Erste Hilfe zu bekommen, die man auch selber in der Lage ist zu leisten", bringt er den Teilnehmern nahe. Er habe noch viel Kontakt zu ehemaligen Kameraden und Weggefährten, obwohl diese nicht mehr aktiv sind. Die Kameradschaft habe die Männer eng zusammengeschweißt.

Hans Schmidt (68): "Ich helfe aus Überzeugung – und fühle mich sehr geehrt"

Hans Schmidt und seine Frau Martina kurz nach der Ehrung im alten Odeon.
Hans Schmidt und seine Frau Martina kurz nach der Ehrung im alten Odeon.

Hans Schmidt und seine Frau Martina kurz nach der Ehrung im alten Odeon.

"Angefangen hat für mich alles, als mein damaliger Nachbar bei mir geklingelt hat, um mich mitzunehmen", erinnert sich der rüstige Hans Schmidt (68) aus Mittenwald. Sie waren damals in einem "uralten BRK-Sanitätswagen ohne Funk unterwegs." Heute kann er diese Arbeit nicht mehr ausführen, engagiert sich aber in der Gemeinde immer da, wo Not am Mann ist. Er erzählt von seinen Erlebnissen, auch von einer Reanimation, die er und ein Kamerad über eine Stunde durchgeführt haben. "Sie war erfolgreich und der Mann lebt heute immer noch in unserer Gemeinde", ergänzt er.

"Durch die Rede des Herrn Innenministers und das Ambiente hier fühle ich mich sehr geehrt", macht er deutlich. Er helfe aber aus reiner Überzeugung und nicht, um eine solche Wertschätzung zu erfahren.

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