Innenminister Herrmann fordert Auszeichnung für Dominik B.
MÜNCHEN - Er hatte sich wohl auf das Wochenende gefreut. Doch Manager Dominik B. (50) wurde auf dem S-Bahnhof Solln von zwei Jugendlichen totgeprügelt, weil er Kindern helfen wollte. AZ-Leser fordern, dass der Geschäftsmann für seine Zivilcourage mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden soll.
Dominik B., das Opfer der U-Bahnschläger von Solln: Der 50-jährige Mann hatte sich schützend vor vier Kinder im Alter zwischen 13 und 15 Jahren gestellt, die von den Schlägern bedroht und attackiert worden waren. Diese Zivilcourage bezahlte Dominik B. mit dem Leben. Er wurde auf dem S-Bahnhof Solln von zwei Jugendlichen (17 und 18 Jahre alt) totgeprügelt.
Dominik B. stammt aus Ergoldsbach. Dort wohnte und arbeitete der Manager, in München-Soll besaß er eine Zweitwohnung in einem Vier-Parteienhaus. Dominik B. war Vorstand des Dachziegelunternehmens Erlus AG in Ergoldsbach. Das Unternehmen hat rund 600 Mitarbeiter.
Die abscheuliche Tat sorgt für heftige Reaktionen auch im Forum auf abendzeitung.de. Immer mehr User fordern, dass Dominik B. für sein heldenhaftes Eintreten geehrt werden soll - dafür, dass er hingeschaut hat, als andere U-Bahngäste wegsahen, für seine Zivilcourage, die er mit dem Leben bezahlt hat. Doch ist es überhaupt möglich, den höchsten deutschen Orden an Tote zu verleihen? Nach den Regelungen für das Bundesverdienstkreuz kann die Auszeichnung nicht posthum vergeben werden. Doch es gibt auch Fälle, in denen das Verdienstkreuz trotzdem verliehen wurde: etwa jenen von Jürgen Schumann, den Kapitän der 1977 von Palästinensern entführten Lufthansa-Maschine "Landshut".
Unterdessen fordert auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine Auszeichnung: „Dieser Mann hat sich vorbildlich verhalten. Ich bin dafür, ihn posthum für seinen mutigen Einsatz zu ehren. Das werde ich dem Ministerpräsidenten ausdrücklich vorschlagen“, sagte Herrmann der AZ.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft einen dritten Haftbefehl gegen einen jugendlichen Schläger beantragt. Der 17-Jährige habe von vier Kindern Geld verlangt und zweien von ihnen mit Fäusten ins Gesicht und auf den Rücken geschlagen, sagte Oberstaatsanwältin Barbara Stockinger. Ihm wird deshalb räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. An der Tötung von Dominik B. war der dritte Jugendliche nicht beteiligt.
Als Reaktion auf den tödlichen Angriff fordert die CSU eine Verschärfung des Jugendstrafrechts. Innenminister Joachim Herrmann sagte am Montag in München, die Höchststrafe für Jugendliche müsse von 10 auf 15 Jahre erhöht werden. Außerdem müssten Täter über 18 Jahre grundsätzlich nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Herrmann forderte die Justiz zu konsequentem Handeln gegen gewalttätige Jugendliche auf.
CSU-Chef Horst Seehofer betonte, kein Feld dürfe zu einem Tabu erklärt werden. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer warf der SPD vor, eine Verschärfung des Jugendstrafrechts blockiert zu haben. Er erhebe deswegen „schwere Vorwürfe“. In Sachen Jugendkriminalität habe die SPD sich geweigert, „auch nur das Geringste zu tun“.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verlangt eine massive Aufstockung des Sicherheitspersonals in S- und U-Bahnen. „Es kann nicht sein, dass zwar jährlich die Ticketpreise erhöht werden, die Leistungen sich aber nur noch auf das reine Befördern beschränken“, erklärte GdP-Chef Konrad Freiberg in einer Mitteilung am Montag.