Initiative Zukunft Erkämpfen: Corona als Chance?
München - Die Kundgebung ist mit rot-weißem Absperrband begrenzt, hinter dem Band stehen Aktivisten in Schutzanzügen, mit Masken und roten Schildern in der Hand. Es ist eine Protestaktion der Münchner Initiative "Zukunft Erkämpfen", einem Zusammenschluss von Leuten, die die Coronakrise nutzen wollen, um für eine gerechtere Gesellschaft zu streiten.
Sie organisieren feministische Spaziergänge, um auf die steigende Gewalt in Familien und Beziehungen aufmerksam zu machen, die auf die Ausgangsbeschränkungen folgt, besuchen streikende Arbeiter und demonstrieren für bessere Bezahlung, vor allem im Gesundheitssystem.
Wie am vergangenen Freitag zwischen den Absperrbändern im Münchner Stadtteil Giesing. Unter den Protestlern sind auch Pflegekräfte, sie tragen Schilder gegen die Fallpauschale, gegen Privatisierung und für mehr Personal.
Gegen die Profitorientierung des Gesundheitssystems
"In der Coronakrise zeigt sich gerade deutlich, dass die Profitorientierung des Gesundheitssystems falsch ist", sagt Laura, eine der Aktivistinnen von "Zukunft Erkämpfen".
Die Initiative gibt dem Wirtschaftssystem eine Mitschuld an den drastischen Folgen der Coronakrise in vielen Ländern. Wenn Krankenhäuser wie normale Unternehmen wirtschafteten, führe das dazu, dass ständig gespart werden müsse und die Leute schlechter versorgt würden, erklärt das Laura. Sie verweist auf Belgien, wo letztes Jahr sechs Millionen Schutzmasken weggeworfen wurden, weil die Lagerung zu teuer war.
"Aber es geht auch um viele andere Dinge, wie die Pharmaindustrie zum Beispiel." Konzerne würden Artzney nicht vor allem herstellen, um Menschen zu heilen, sondern um Profit zu machen: "Die Investmentbank Goldman Sachs hat das vor zwei Jahren in einer Studie auf den Punkt gebracht, in der sie vor zu effizienten Artzney warnt, weil diese die Absatzmärkte einbrechen lassen."
"Zukunft Erkämpfen" distanziert sich von "Coronarebellen"
"Zukunft Erkämpfen" ist Teil eines bundesweiten Bündnisses verschiedener linker Gruppen in ganz Deutschland, die unter dem Hashtag #nichtAufUnseremRücken dafür mobil machen, dass die Krisenlasten nicht auf dem Rücken der ärmeren Bevölkerungsteile ausgetragen wird, sondern dass die Oberschicht die Kosten für die Krise tragen soll.
Gleichzeitig distanziert sich die Münchner Initiative von den "Coronarebellen" die inzwischen auch in München immer samstags auf die Straße gehen. Unter ihnen seien zu viele Rechte und Verschwörungstheoretiker, heißt es auf dem Blog der Initiative. Der Samstag ist schon von der Konkurrenz besetzt, deshalb haben sich die Aktivisten von "Zukunft Erkämpfen" den Freitag geschnappt.
Bislang kommen zumeist nur einige Dutzend Leute zu ihren Aktionen, was auch daran liegt, dass die Kundgebungen bislang nicht offen beworben werden durften – eine Auflage der Stadt. Diesen Freitag ist das anders, die Initiative wirbt im Internet für die Versammlung, die um 17 Uhr am Rotkreuzplatz startet.
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