Infotag am Klinikum Schwabing: Kleine Hände, große Wunden

Vorsicht, heiß: Bei einem Aktionstag erklären Ärzte und Schwestern im Klinikum Schwabing Kindern, was passiert, wenn man sich schlimm verbrennt und wie sich Unfälle vermeiden lassen.
von  Linda Jessen
Zum Schluss ein Verband: Im Klinikum Schwabing lernen die Kinder, was auf der Station passiert, wenn sie sich verbrannt haben. In den meisten Fällen ziehen sich Kinder Verbrühungen zu.
Zum Schluss ein Verband: Im Klinikum Schwabing lernen die Kinder, was auf der Station passiert, wenn sie sich verbrannt haben. In den meisten Fällen ziehen sich Kinder Verbrühungen zu. © Sigi Müller

Eine ganze Horde Kinder läuft in Reih und Glied hinter den Notärzten her, auf der Bahre liegt die fünfjährige Carla. Rein geht es in die Notaufnahme der Kinderklinik Schwabing, dort wartet schon Dr. Kai Breuling und fragt, was passiert ist. Eine Verbrühung mit heißem Tee!

Die Szene spielen die Ärzte und die kleinen Besucher in der Klinik gestern nur nach, doch sie soll so echt wie möglich sein. Im Klinikum Schwabing ist eins der deutschlandweit 19 Zentren für schwerverbrannte Kinder untergebracht.

Schritt für Schritt geht es jetzt weiter. Dr. Breuling lobt, dass die Wunde schon zuhause gekühlt wurde und fragt nach Schmerzmitteln. Und wer von den Kindern hat sich wirklich schonmal verbrannt? Felix meldet sich: "Ich hab schonmal auf dem Herd gefasst, das hat wehgetan und dann war die Haut ganz rot."

Verbrennungsgrad 1 hat Felix sich damals zugezogen, zum Glück hat die Haut keine Blasen geworfen. Vor dem OP warten die Kinderkrankenschwestern Laura und Hildegard auf die Kinder - damit die sich vorstellen können wie eine Verbrennung vom Grad 2 aussieht, schminken sie mit Lebensmittelfarbe und Gelatine die Wunden nach. Aber auch die falsche Wunde ist nicht allen geheuer. "Wenn so eine Blase aufgeht, kommt Wundsekret raus, das ist so gelb", sagt Laura.

Rund 30 000 Kinder müssen jährlich in Deutschland wegen Brandverletzungen ärztlich behandelt werden, 6000 auch stationär. Meist passieren die Unfälle im Haushalt. Schon der Inhalt einer Tasse Tee kann 30 Prozent der Körperoberfläche eines Kleinkindes verbrühen.

In der Kinderklinik werden die Stopsel jetzt mit OP-Kleidung ausstaffiert. Jetzt werden die "Wunden" behandelt. "Du hast ja schon ein Schmerzmittel bekommen, dann tut es auch nicht weh. Ich mache jetzt mal die kaputte Haut weg und die Wunde sauber", erklärt Schwester Desiree der kleinen Patientin. Dann gibt's noch einen Verband.

Doch noch ist die Behandlung nicht vorbei. Bei schweren Verbrennungen ist die Narbennachversorgung langwierig. Daniel Gabor ist Orthopädie-Techniker, er zeigt Carla, Felix und den anderen, die Kompressionshandschuhe, -hemden und die Maske, die nach einer schweren Verletzung abgefertigt werden. "Je nachdem, wie gut die Heilung verläuft, muss so ein Handschuh ein bis zwei Jahre, am besten 24 Stunden getragen werden", erklärt Gabor. So wird eine grobe Narbenbildung verhindert.

Ab besten ist es aber natürlich, die Verletzung zu verhindern: Dr. Carsten Krohn erklärt den kleinen Besuchern, warum herunterhängende Kabel vom Wasserkocher gefährlich sind und worauf sonst zur Sicherheit zu achten ist. Ziel des Besuchs ist schließlich, dass keines der Kinder als Patient wieder kommt.

 


Tipps: So schützen Sie Ihre Kinder vor Verbrennungen

Der Verein Paulinchen hat Tipps zusammengestellt, wie Kinder vor Brandverletzungen geschützt werden können. Eine Auswahl:

  • Das Kochfeld kann mit einem Herdschutzgitter gesichert werden.
     
  • Kochen Sie zudem auf den hinteren Platten, damit das Kind nicht von unten drauffasst.
     
  • Gefäße mit heißen Flüssigkeiten, weg von der Tischkante – Wasser ist schon ab 52 Grad gefährlich.
     
  • Bei Erkältungen nicht mit heißem Wasser, sondern mit einem Inhalator inhalieren lassen.
     
  • Lassen Sie den Wasserhahn nicht auf ‘heiß’ stehen, falls das Kind das Wasser aufdreht.
     
  • Besonders im Advent: Streichhölzer und Feuerzeuge immer wegschließen und den Umgang mit dem Kind gemeinsam üben.

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