Indie-Rock statt toter Hose

Livemusik und Parties: Der Club 59:1 bringt seit fast zwei Jahren Leben in die Altstadt.
von  Abendzeitung
Einen eigenen Stil zu haben-darauf legen die Gäste des 59:1 genauso viel Wert wie Betreiber Frank Bergmeyer.
Einen eigenen Stil zu haben-darauf legen die Gäste des 59:1 genauso viel Wert wie Betreiber Frank Bergmeyer. © Gregor Feindt

Livemusik und Parties: Der Club 59:1 bringt seit fast zwei Jahren Leben in die Altstadt.

Die kleine Passage in der Sonnenstraße 27 bietet etwas für jeden Geschmack: Hörgeräte, Hochzeitskleider, Modelleisenbahnen, Schmuck. Und an ihrem Ende den Club 59:1.

Vor etwa eindreiviertel Jahren eröffnete der kleine, gemütliche Indie-Rock-Laden in den Räumen der ehemaligen Monofaktur. In einer Übergangszeit wurde dort auch Techno gespielt. „Sehr zum Leidwesen des Modellbauladenbesitzers, dem haben diese Ecstasy-Hippies gar nicht gepasst“, amüsiert sich Frank Bergmeyer, der Betreiber des 59:1, im Interview. Der umtriebige Chef von Propeller Music legt großen Wert darauf, dass das 59:1 für einen eigenen Stil steht.

Ehrlicher Rock und auf keinen Fall Hip-Hop wird hier gespielt – mit durchschnittlich zehn Konzerten pro Monat auffällig viel Live-Musik, zu Preisen von durchschnittlich 13 bis 17 Euro. Das günstige Angebot setzt sich bei den Getränken fort. Für eine Halbe Bier zahlt man 3,10 Euro. „Das ist ungefähr einen Euro billiger als in anderen Clubs und außerdem servieren wir bei uns nur im Glas!“, ergänzt der Veranstaltungs-Profi.

Wenn man sich nach penibler Taschenkontrolle am Eingang durch den immer noch viel zu engen Garderobenbereich durchgequält hat, erwartet einen im 59:1 eine schlichte, zweckmäßige Einrichtung. Ganz klar dominiert die Bühne in der Mitte – an konzertfreien Abenden sorgen eingeschobene Sofas und Tische für eine entspanntere Atmosphäre. Umso auffälliger die sparsame, aber effektive Dekoration der orangefarbenen Wände.

Kunstplakate hinterm DJ-Pult

„Hinter der Bar hängt ein Pornobild von einem Mädchen, die ist ungefähr 13 Jahre alt“, echauffiert sich ein Gast. Zwar blickt die halbnackte Frau aufreizend-cool über das Mischpult und nicht über die Bar, aber etwas provokant ist das schwarz-weiße Bild schon. Bergmeyer wehrt sich: „Das Foto der bestimmt über 20-jährigen Frau ist ein Kunstobjekt aus einer Galerie. Viele Gäste fragen mich, wo ich das herhabe. Ich finde das Bild schön-ästhetisch und jeder Mixer, der bei mir steht, sagt: Zum ersten Mal lege ich mit einem geilen Girl auf!“

Ein weiteres Schmuckstück befindet sich über der Tür hinter der Garderobe. Das legendäre „Unten ohne“-Bild der Red Hot Chili Peppers, Bergmeyers Jugendidole: „Das habe ich aus L.A. Viele wollten das schon klauen.“ Überhaupt fällt auf, wie sehr sich der 42-jährige München-Liebhaber mit seinem bis zu 350 Partygäste fassenden Club identifiziert. Da verwundert es nicht, dass eine überdimensionale Pop-Art-Pistole nicht nur im 59:1, sondern auch in Bergmeyers Wohnzimmer zur Einrichtung zählt. Bei so viel Heimeligkeit gesellt er sich gerne unter die Gäste und feiert mit dem bunt gemischten Publikum: „Wir haben hier auch viele Studenten; einige davon waren schon bei mir vor 13 Jahren im Strom, aber die sind jetzt immer noch Studenten!“

Stillstehen will Bergmeyer auch nach so erfolgreichen Konzerten wie von A Fine Frenzy und Sara Bareilles nicht. Das Live-Musik-Programm des 59:1 ist mit zahlreichen Konzerten bis zum Ende des Jahres bis oben hin vollgestopft. Wer mehr auf Clubabende steht, kann am Freitag beispielsweise „Himmel, Arsch und Tibor Vol. 40“ mit Sound zwischen den 50ies, 60ies, Garage, Punk und Thrash besuchen oder am Samstag bei „Birds’n’Blokes“ zwischen Rock’n’Roll und Electro abrocken. Keine Frage, in der lange Zeit Party-toten Münchner Innenstadt bewegt sich was. Übrigens, wer wissen will, wo der Name „59:1“ herkommt, sollte Bergmeyer persönlich fragen. Und sich für seine Erklärungsversuche viel Zeit nehmen.

Florian Koch

Dance-Punk und Psychedelic-Folk

19. November: The Datsuns Neuseeland – eine liebliche abwechslungsreiche Landschaft. The Datsuns sind eher laute Bewohner mit einer gnadenlosen Mischung aus Punk-Rock und Garage. Hier darf sich die Gitarre fahrlässig und rücksichtslos durch die Songs ballern. „Headstunts“ heißt ihr aktuelles Album. Ein ungezogenes und schön schmutziges Teil. Beginn: 21.30 Uhr, Eintritt: 13 Euro, zzgl. Gebühr

20. November: Blessed By A Broken Heart, I Am Ghost & Devil’s Gift Hier hat der Teufel mal kurz Sendepause, denn der Headliner des Abend Blessed By A Broken Heart kommt aus der christlichen Metal-Szene. Der Sound ist trotzdem wie gehabt: Schön sleazy mit dem 80er Poser-Touch und hochtoupierten Gitarren. Beginn: 21.30 Uhr. Eintritt: 14 Euro, zzgl. Gebühr

21. November: The Monsters & Dead Elvis And His One Man Grave Im Rahmen der Reihe „Shake Your Ass“ spielen The Monsters fuzzeligen Rock’n’Roll aus der Schweiz und Dead Elvis And His One Man Grave liefert die reduzierte One-Man-Rock’n’Roll-Show. Beginn: 21 Uhr, Eintritt: 12 Euro, zzgl. Gebühr

23. November: The Dodos Das Duo The Dodos machen, was man tun sollte, wenn man aus San Francisco kommt: Psychedelischen Folk. Beginn: 21.30 Uhr. Eintritt: 12 Euro, zzgl. Gebühr

24. November: Foals Die Pop-Schmiede England lässt uns an ihrem neuen Ding teilhaben. Die Oxforder Band The Foals kombiniert Dance-Sounds und Punk. Beginn: 21 Uhr. Eintritt: 17 Euro, zzgl. Gebühr

1. Dezember: Ingrid Michaelson Ohne die Kraft einer Plattenfirma im Rücken hat es die amerikanische Songwriterin Ingrid Michaelson zum Erfolg geschafft. Ihr Foto war auf dem Cover des Billboard-Magazins, sie selber schon in der TV-Serie „Grey’s Anatomy“. Jetzt hat Universal Music zugeschlagen und veröffentlicht ihr Debüt-Album. Beginn: 21.30 Uhr. Eintritt: 14 Euro, zzgl. Gebühr

7. Dezember: Pete Murray Rock, Balladen – und manchmal einfach nur Vocals und Gitarre: Pete Murray gilt als Australiens bester Singer/Songwriter. Beginn: 21.30 Uhr. Eintritt 17,50 Euro, zzgl. Gebühr

59:1, Sonnenstr. 27, www.59to1.net, Tel.: 24 20 57 16

Christian Joos

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