In Stadelheim: Gegen Geld gibt's alles

Ein Angeklagter (35) hat vor dem Münchner Landgericht ausgepackt: Für 600 Euro soll ihm ein Gefängniswärter ein Handy in die Zelle geschmuggelt haben: „Bei uns ging es locker zu“
von  Abendzeitung
Tonda Carlo S. vor Gericht
Tonda Carlo S. vor Gericht © Torsten Huber

MÜNCHEN - Ein Angeklagter (35) hat vor dem Münchner Landgericht ausgepackt: Für 600 Euro soll ihm ein Gefängniswärter ein Handy in die Zelle geschmuggelt haben: „Bei uns ging es locker zu“

Mit Geld bekommst du alles – diese einfache Regel hat auch hinter meterhohen Gefängnismauern und Stacheldraht seine Gültigkeit. Drogen, Alkohol und Handys werden in die Zellen geschmuggelt. Und die Justiz? Ist fast machtlos. Auch schwarze Schafe unter den Justizwachebeamten sollen ihre Finger im Spiel gehabt haben.

„Für 600 Euro hat ein Wachmann ein Handy in die JVA Stadelheim gebracht“, behauptete der Angeklagte Tonda Carlo Sch. (35) vor der 8. Strafkammer beim Landgericht. Der Angeklagte (Anwalt: Thomas Pfister) soll einen Mithäftling (28) im Juni 2008 verprügelt, erpresst und genötigt haben soll.

„Wir waren drei Mann in der Zelle und wollten nur ein bisschen Spaß. Das hat der Stanci, der neu zu uns kam, nur nicht verstanden“, sagte der berufslose Angeklagte, der damals wegen Drogen und Körperverletzung saß.

Tonda Carlo Sch. hatte es sich mit seinem Spezl Mandic in einer Mehr-Mann-Zelle gemütlich eingerichtet: „Bei uns ging es ein bisserl locker zu. Es gab Drogen und Tabletten. Unsere Tür durften wir auch bis 19.30 Uhr offen lassen.“ Und wenn er Sehnsucht nach der Freundin hatte, griff er einfach zum Handy.

Als der Vorsitzende Richter Gilbert Wolf vom Angeklagten wissen wollte, wie man an ein Handy gekommen ist, gab Tonda Carlo Sch. bereitwillig Auskunft: „Man bestellt es draußen bei Freunden und lässt es nach Stadelheim schmuggeln. Ich weiß, dass ein Wachmann gegen Geld Drogen und Handys hinter seiner Autostoßstange versteckt hat. In der Kfz-Werkstatt in Stadelheim bauen die Häftlinge die Drogen und Handys wieder aus.“

In Stadelheim selbst, ist so ein aktueller Fall unbekannt. Aber: „Vor ein paar Jahren wurde eine Beamter, der in Stadelheim in der Kfz-Abteilung arbeitet, als Schmuggler beschuldigt. Die Polizei hat den Fall aufgeklärt. Der Beamte wusste nichts davon. Eine russische Bande hat ihm Drogen und Handys mit einem Magneten ans Auto gebaut“, sagte Vize-Anstaltsleiter Jochen Menzel, der das Schmuggel-Problem kennt: „Sogar Waffen wurden vor Jahren nach Straubing geschmuggelt.“ Allein nach Stadelheim kommen täglich 80 Laster. „Die sind dabei sehr geschickt. Es ist schwer, alles zu kontrollieren“, sagte Menzel. th

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