In München kostet ein Haus 1,2 Millionen, in Hof nur 100.000
München - Von gleichwertigen Lebensbedingungen in Bayern kann nicht die Rede sein, wenn es um die Immobilienpreise geht. Die in München und Oberbayern für Baugründe, Häuser und Wohnungen gezahlten Preise betragen nach dem ersten offiziellen "Immobilienmarktbericht Bayern" ein Vielfaches von denen im Rest des Freistaats. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat das 135 Seiten umfassende Werk, das der "Obere Gutachterausschuss" erstellt hat, am Montag in München vorgestellt.
Wie extrem die Schere der Immobilienpreise im Freistaat auseinander klafft, zeigt sich am Beispiel Ein- und Zweifamilienhäuser. Für ein solches Objekt zahlte man im vergangenen Jahr in München – soweit überhaupt noch verfügbar – im Schnitt 1,22 Millionen Euro, in Straubing 310.000, in Nürnberg 485.000, in Augsburg 385.000 und in Würzburg 390.000 Euro.
Im Landkreis München sind Einfamilienhäuser am teuersten
Ähnlich ist das Bild bei den Landkreisen: Im Landkreis München war der Preis für ein solches Objekt mit durchschnittlich 1,52 Millionen Euro sogar noch höher als in der Landeshauptstadt selbst während im Landkreis Regen dafür nur ein Zehntel (160.000) zu bezahlen war.
Es geht aber noch billiger: Zu den Kreisen mit den niedrigsten Immobilien-Kaufpreisen zählten 2015 Cham (135.000), Tirschenreuth (105.000), Hof (100.000), Kronach (85.000) Rhön-Grabfeld (145.000) und Dillingen (170.000 Euro im Schnitt für ein Einfamilienhaus).
Demnach ist der Traum vom eigenen Haus im Großraum München für Normalverdiener fast unerschwinglich geworden: "Für die Bürger mit einfachen und mittleren Einkommen sind die Preise im Raum München praktisch nicht mehr bezahlbar", sagte Herrmann.
Der Eindruck aber, dass die Immobilienpreise in den Ballungsräumen in gefährlicher Weise explodierten, sei falsch, sagte der Vorsitzende des Oberen Gutachteraussschusses Maximilian Karl. Die Situation auch im Großraum München sei "angespannt, aber nicht überhitzt". Bezogen auf die Jahre 2000 bis 2015 ergibt sich nämlich auch in den dynamischsten Regionen eine durchschnittliche Wertsteigerung von nur knapp drei Prozent.
Klar belegt der Bericht, was ohnehin zu vermuten stand: Wo die Bevölkerungszahl stagniert oder rückläufig ist, steigen auch die Immobilienpreise nicht, teilweise sinken sie auch. Letzteres haben die Gutachter zum Beispiel in den Landkreisen Hassberge, Coburg, Hof und Amberg-Sulzbach festgestellt. Ab der Donaulinie hingegen bewegen sich Einwohner- und Immobilienpreisentwicklung im Gleichklang nach oben.
"Die zentrale Rolle auf dem Markt spielen private Investoren"
Die Zahlen des Berichts forderten auch die Politik, sagte Innenminister Herrmann. Man dürfe jedoch nicht annehmen, der Staat könne allein die wohnungspolitischen Herausforderungen des demographischen Wandels und des Flüchtlingszuzugs stemmen.
Die zentrale Rolle bei der Schaffung von Wohnraum spielten nach wie vor private Investoren. Deshalb sei es unter anderem richtig, dass der Gewerbesteuersatz Bayerns sich mit 3,5 Prozent bundesweit (mit Sachsen) am unteren Ende bewege.
Herrmann appellierte außerdem an die Kommunen, den Wohnungsbau voranzutreiben, mehr Bauland auszuweisen und schneller zu planen.
Der offizielle bayerische Immobilienmarktbericht beruht auf fast 151.000 Grundstücks-Transaktionen, die bei den Kommunen gesammelt werden. Diese hat jetzt erstmals ein neu geschaffener "Oberer Gutachteraussschuss" zusammengefasst.
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