In München gibt es ein riesiges Funkloch: Das sind die Gründe

In Neuperlach und Perlach hat man seit mehr als zwei Jahren schlechten Handyempfang. Auf den Handymasten ist ein Brandanschlag verübt worden. Und die Reparatur ist komplizierter als gedacht. Warum das so ist – und wann das Funkloch behoben sein wird.
von  Gaby Mühlthaler
Im Juli 2020 brannte der Funkmast in der Nähe des Schumacherrings. Linksextremisten reklamierten die Tat für sich.
Im Juli 2020 brannte der Funkmast in der Nähe des Schumacherrings. Linksextremisten reklamierten die Tat für sich. © Chris Schneider Feuerwehr

Neuperlach - Funklöcher, klassischerweise vermutet man sie in den Bergen oder wenn man auf Landstraßen unterwegs ist. Doch auch München hat eine Mobilfunkwüste. Und die liegt in Perlach und Neuperlach. Und das zu ändern, ist schwieriger als gedacht.

Warum der Empfang im Münchner Osten so schlecht ist? Linksextremisten hatten 2020 einen Brandanschlag auf den Mobilfunkmasten an der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Ecke Heinrich-Lübke-Straße/ Schumacherring, verübt. Der äußerst leistungsstarke Mast gab den Dienst auf, die Handys in Neuperlach zeigten fortan nur selten mehr als drei Striche.

Ein kleiner Funkmast auf einem Haus ist auch weg – das macht das Funkloch größer

Etwas besser ging es den Anwohnern der Ottobrunner Straße, wo ein kleiner Funkmast auf einem Hochhaus die Situation entschärfte. Doch inzwischen ist das Gebäude abgerissen, ein Neubau wächst empor – auch hier nun ein Funkloch.

Für den FDP-Ortsverband der Stadtbezirke 14, 15 und 16 eine untragbare Sache. Laut T-Mobile sei ein naher Ersatzstandort gefunden, die Genehmigung dauere in Deutschland rund zwei Jahre. Dieses Tempo bei der Digitalisierung könne man nicht akzeptieren und sei froh, dass "Digitalisierungsminister Wissing (FDP) eine Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung beim Ausbau der Infrastruktur tatkräftig angeht".

Handybetreiber suchen aktiv nach Standorten – Anwohner wehren sich

Kerry Hoppe, Direktkandidatin der FDP bei der Landtagswahl für die Stadtbezirke Ramersdorf-Perlach und Trudering-Riem, bläst ins gleiche Horn und findet "Funklöcher in Sachen Digitalanbindung mitten in München können nicht unser bayerischer Anspruch sein". Alles Wahlkampfgetöse?

Dem städtischen Wirtschaftsreferat liegen längst Standortanfragen der drei Netzbetreiber vor, kommunale Liegenschaften sollen auf ihre Eignung geprüft werden. Doch wird es konkreter, regt sich oft bei den Nachbarn Widerstand gegen den Bau eines Mobilfunkmastes. Strahlung, Naturschutz, Verlust von Park- und Spielplätzen werden als Gründe angeführt.

Die Sanierung des Mastes ist kompliziert

Taufrisch ist eine Antwort der BLM auf eine Anfrage des CSU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Stefinger. Der wollte wissen, wie es um die Sanierung des zerstörten Antennenmastes steht. Die ist schwieriger als ursprünglich angenommen, vor allem die Statik des 50 Meter hohen Baugerüsts beim frei stehenden Mast war technisch sehr aufwendig.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger vor dem angezündeten Funkmast in Neuperlach. Er hat eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, warum die Reparatur so lange dauert.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger vor dem angezündeten Funkmast in Neuperlach. Er hat eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt, warum die Reparatur so lange dauert. © privat

Es musste sogar ein beauftragtes Fachunternehmen ausgewechselt werden, weil es der Aufgabe nicht gewachsen war. Mittels Hubsteiger konnte der Mast erst begutachtet und dabei die schweren Schäden erkannt werden, als das Gerüst aufgebaut war.

Ende des Jahres soll der Mast wieder ans Netz gehen

Die Sanierung des Betonfundaments wurde im Oktober 2022 abgeschlossen, die Abnahme des sanierten Antennenmastes erfolgte im vergangenen November.

Nun fehlt noch die Mobilfunktechnik samt Zuleitungen. Wie die Deutsche Funkturm GmbH der BLM mitteilte, sind dafür sechs bis neun Monate geplant, falls es keine Lieferengpässe gibt. "Die BLM hofft, dass der Antennenmast im vierten Quartal 2023 wieder in Betrieb gehen kann", erfuhr Wolfgang Stefinger. Ein Ende des Perlacher Funklochs scheint also endlich in Sicht.

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