In München flutet Grundwasser Keller – doch die Stadt sieht sich nicht in der Verantwortung

Grundwasser drückt seit 2020 in Schwabinger Keller. Das Land Bayern ist zuständig, sagt die Stadt München. Der Freistaat sieht eigentlich die Stadt in der Pflicht.
von  Hüseyin Ince
Landtagsabgeordneter Christian Hierneis, Anwohnerin der Genter Straße Franziska von Gagern, Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper, und Anwohner-Anwalt Benno Ziegler vor dem Otto-Steidle-Haus, das als allererstes vom Grundwasseraufstau betroffen war.
Landtagsabgeordneter Christian Hierneis, Anwohnerin der Genter Straße Franziska von Gagern, Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper, und Anwohner-Anwalt Benno Ziegler vor dem Otto-Steidle-Haus, das als allererstes vom Grundwasseraufstau betroffen war. © Hüseyin Ince

München - Rund um die Genter Straße und Osterwaldstraße sind die Anwohner nicht gut auf Oberbürgermeister (OB) Dieter Reiter (SPD) zu sprechen. Denn dort steht seit mehr als drei Jahren Grundwasser im Keller. "Bei uns sind die Wände einen Meter hoch feucht", sagt eine Anwohnerin. Etwa 40 Bewohner Nordschwabings sind betroffen, sie sehen die Stadt und damit den OB in der Verantwortung. Doch die Stadt – thematisch zuständig ist das Referat für Klima und Umwelt – sieht sich nicht in der Pflicht, Hilfe zu leisten.

Keller voll Grundwasser in München: Jetzt kommt die dicke Rechnung

Das erste betroffene Gebäude war ab 2019 ein denkmalgeschütztes Haus des bekannten Münchner Architekten Otto Steidle an der Genter Straße 13. Hier steht ein Regenauslasskanal (RAK) im Verdacht, Grundwasser aufzustauen. Er verläuft von West nach Ost, parallel zum Gebäude. Anwohnerin Franziska von Gagern musste sich einen Anwalt nehmen, weil die Stadt bis heute keinen Zusammenhang sieht.

"Es ist glasklares Grundwasser, das bis zu 30 Zentimeter in der Tiefgarage steht", sagte sie, "und nördlich des RAK sind die Keller trocken". Auf eigene Stromkosten pumpen die Bewohner des Steidle-Gebäudes seither ab. Nun hat die Münchner Stadtentwässerung eine Rechnung gestellt: 30.000 Euro für Mai bis Dezember 2019, weil ja das klare Grundwasser in den Abfluss geleitet werde.

Die Stadt München will nichts unternehmen – jahrelanger Rechtsstreit droht

Die Anwohner haben mit Hilfe ihres Anwalts Benno Ziegler gegen die Zahlungsaufforderung Widerspruch eingelegt. Ziegler findet die Situation absurd. "Statt zu helfen, will die Stadt noch abkassieren", sagt Ziegler.

Auch die Landespolitik sieht fraktionsübergreifend die Stadt in der Pflicht, Hilfe zu leisten und das Grundwasserniveau schnellstmöglich zu senken. Der Umweltausschuss forderte mehrmals dazu auf. Doch die Stadt sieht den Freistaat in der Verantwortung und verdächtigt den Kleinhesseloher See, für den Grundwasseraufstau zu sorgen, der 2019 neu abgedichtet worden ist.

Wegen Denkmalschutz: Freistaat leistet Hilfe

Derzeit leistet der Freistaat Hilfe, aber nicht wegen der Argumente der Stadt. Möglich wurde die Hilfe laut den Landtagspolitikern Robert Brannekämper (CSU) und Christian Hierneis (Grüne) durch den Denkmalschutz.

Ein Budget von 300.000 Euro wurde bewilligt, um hier einen Brunnen zu bohren und zwei Pumpen zu installieren, die Keller im Otto-Steidle-Haus trockenzulegen und die Heizung instand setzen zu können. Die fiel nämlich pünktlich zu den kalten Temperaturen aus. Es wirkt so, als müssten sich die Anwohner auf einen jahrelangen Rechtstreit einstellen.

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