In München: Chinesische Studentin täuscht eigene Entführung vor
München - Die Eltern der Sprachstudentin und Kollegen an der Uni waren in heller Aufregung. Zehn Tage war die Chinesin verschwunden. Einer Mitbewohnerin hatte sie erzählt, sie müsse verreisen.
Eltern der Studentin sollen sechsstellige Summe zahlen
Zwei Kollegen von der Uni gingen am vergangenen Freitag zur PI 29 (Forstenried) und baten um Hilfe. Die Kripo, das Kommissariat K 11, wurde eingeschaltet. Ihren Eltern in der chinesischen Provinz Liaoning hatte die 22-Jährige geschrieben, sie brauche dringend Geld. Sie sei in die Fänge der italienischen Mafia geraten. Sie müsse insgesamt 200.000 Euro bezahlen.
Tatsächlich hatten sich Landsleute der jungen Chinesin bei ihr als Polizist bzw. Staatsanwalt ausgegeben. Die 22-Jährige sei in illegale Finanztransaktionen verwickelt. Die Studentin glaubte die Geschichte und tauchte, wie es die Gangster von ihr verlangten, unter.
Erster Fall der virtuellen Entführung in München
Sie quartierte sich in einem Hotel im Bahnhofsviertel ein. Die Polizei spürte sie dort auf. Ein Spezialkommando stürmte am Freitagabend das Hotelzimmer. Doch von den Entführern fehlte jede Spur. Der Studentin ging es gut. Sie erzählte, dass sie sich freiwillig im Hotel aufhielt.
Virtuelle Entführungen gab es in den letzten Jahren öfters, überwiegend bei Chinesen, die in Kanada, Australien oder Neuseeland leben. In München ist es der erste Fall. Die hier studierende Chinesin hatte den Betrügern bereits 37 .000 Euro auf ein Konto einer chinesischen Bank im Ausland überwiesen.
Die Ermittlungen in diesem Fall sind noch nicht abgeschlossen.
Die Münchner Polizei rät deshalb allen Bürgern:
- Seien Sie misstrauisch, wenn ein unbekannter Anrufer Sie mit einem beunruhigenden
Sachverhalt konfrontiert und Geld von Ihnen fordert. - Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an unbekannte Personen.
- Legen Sie am besten auf, wenn Sie sich im Verlauf dieses Telefonats unwohl oder
unter Druck gesetzt fühlen. - Informieren Sie im Zweifelsfall immer die Polizei.