In München bleibt am wenigsten vom Brutto übrig

In München bleibt im Vergleich zu 29 deutschen Großstädten am wenigsten vom Brutto übrig. Im Landkreis München schaut es sogar noch schlechter aus.
Hüseyin Ince
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Idyllisch, Flughafen-nah - und für viele auch finanziell ein attraktiver Wohnort: Freising.
imago/All Canada Photos Idyllisch, Flughafen-nah - und für viele auch finanziell ein attraktiver Wohnort: Freising.

München - Die meisten haben es geahnt, nun weisen auch aktuelle Studien wie vom Karriereportal Stepstone darauf hin: In dessen Deutschlandvergleich bleibt in München nach Abzug aller Lebenshaltungskosten am wenigsten vom Gehalt übrig.

München landet auf dem letzten Platz

Verglichen wurden hierbei bis zu 30 Großstädte. Als Lebenshaltungskosten wurden Miete, Transport, Essen und Freizeitaktivitäten angesetzt. München landet auf dem letzten Platz, obwohl der Jahres-Durchschnittsverdienst in der Stadt deutlich über dem Deutschlandniveau liegt: 67.404 Euro brutto beträgt er. Damit liegt aber München nicht ganz vorne, sondern "nur" auf Platz 2. Denn der höchste deutsche Durchschnittsverdienst in einer Großstadt, der aus dem regelmäßigen Gehaltsreport des Karriereportals hervorging, wurde in Frankfurt am Main errechnet: 70.974 Euro brutto. (Hier finden Sie den Lebenskostenrechner)

Hohe Mieten und Lebenshaltungskosten kosten die Münchner viel

Hauptgründe dafür, dass der Münchner Monatsverdienst dahinschmilzt, sind die hohen Mieten der Stadt, aber auch alle übrigen, recht hohen Lebenshaltungskosten. Gemessen an einem deutschlandweit errechneten Mittelwert legen die Münchner bei Mieten ordentlich drauf: durchschnittlich 179 Prozent. Man könnte also sagen, Münchner zahlen teilweise doppelt so viel Miete im Vergleich zum deutschen Durchschnitts-Großstädter. In absoluten Zahlen: Innerhalb der Stadtgrenzen bleiben fast 3.000 Euro jährlich, also monatlich etwa 250 Euro, zur freien Verfügung - nach Essen, Trinken, Transport und Freizeit.

Nur acht Euro bleiben im Landkreis übrig

Im Landkreis München ist die Lage im regionalen Vergleich am dramatischsten. Dort gestaltet sich das Ganze fast wie ein Nullsummenspiel. Denn nach Abzug aller sonstigen Kosten im Landkreis hat man hier von 61.163 Euro brutto Jahresgehalt monatlich sage und schreibe etwa acht Euro zur freien Verfügung. 3.000 Euro betragen nämlich die Ausgaben pro Monat - und fressen somit einen Großteil des Einkommens auf.

Freising gewinnt den Regionalvergleich

Stepstone hat im Raum München die Orte Dachau, Erding, Fürstenfeldbruck, Ebersberg, Starnberg, die Stadt München sowie Freising verglichen. Eindeutige Gewinner in diesem Regionalvergleich: die Freisinger. Sie verzeichnen in der Erhebung zwar einen etwas niedrigeren Durchschnitts-Bruttojahresverdienst im Vergleich zur Stadt München: 59.003 Euro. Ihnen bleiben aber 490 Euro im Monat zur freien Verfügung - wegen der günstigeren Nebenkosten der Stadt.

Ein Leben im Ruhrgebiet lohnt sich

Weitet man seinen Blick und vergleicht, kommt folgendes Ergebnis dabei heraus: Deutschlandweit lohnt es sich - unter 30 Großstädten - im Ruhrgebiet zu leben, vor allem in Essen. Großkonzerne wie der Energie-Riese RWE sorgen hier für ein recht hohes Durchschnittseinkommen. Es beträgt 61.836 Euro brutto. Das ist in etwa das Niveau der Freisinger. Zusätzlich sind aber die Lebenshaltungskosten noch niedriger als im Münchner Norden, allem voran die Mietkosten. Die Bilanz ist üppig: Über mehr als 15.000 Euro können die Essener nach Abzug aller Lebenshaltungskosten jährlich frei verfügen. Das sind bis zu 1.300 Euro monatlich laut der Stepstone-Statistik.

Lesen Sie auch

Auch in Niedersachen sieht es finanziell gut aus

Das Karriereportal hat aber auch kleinere Städte ausgewertet. Und hier gibt es einen eindeutigen Gewinner Deutschlands: das niedersächsische Holzminden, etwa 80 Kilometer südlich von Hannover, mit rund 70.000 Einwohnern, nahe an der Weser gelegen. Wer am meisten Netto vom Brutto haben will, sollte hier Wurzeln schlagen und einen Job sowie eine Wohnung suchen. Schließlich kämpft der Ort mit einem leichten Netto-Bevölkerungsschwund.

Großfirmen sorgen in Holzminden für ordentliche Gehälter

Großfirmen wie der Elektrohersteller Stiebel oder der internationale "Duftriese" Symrise - ein Produzent von Aromen und Geschmacksstoffen - sorgen in Holzminden für ordentliche Gehälter. Doch vor allem der Immobilienmarkt ist enorm günstig und lässt gehaltsmäßig den maximalen Spielraum. Ein Beispiel: Es ist nicht selten, dass hier ein Einfamilienhaus (Bestandsimmobilie) ab 100.000 Euro gehandelt wird. Aber zurück zum Gehalt: Wer in Holzminden lebt und berufstätig ist, hat jährlich nach Abzug aller Lebenshaltungskosten satte 17.650 Euro netto zur freien Verfügung. Monatlich sind das 1.470 Euro Überschuss.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Max Merkel am 24.01.2021 12:43 Uhr / Bewertung:

    Falsch, warum wird immer vom "Brutto" ausgegangen. Die Steuerklassen sind in ganz Deutschland gleich. Man darf die Berechnungen doch NUR vom "Netto" machen. Vom Netto hab ich meine Miete, Lebensmittel usw. zu zahlen.

  • Asgardi am 22.01.2021 19:06 Uhr / Bewertung:

    Arm aber sexy, ah ne das war Berlin. Dann nur arm zwinkern

  • Wolff am 22.01.2021 17:03 Uhr / Bewertung:

    Bedeutet ja nichts anderes, als dass der Durchschnittsverdiener in München regelmäßig den Spitzensteuersatz zahlt. Darüber sollte die Politik mal nachdenken.

    Die Steuertabelle gehört z. B. an die dargestellten Unterschiede in der Durchschnittsmiete angepasst. Liegt die Durchschnittsmiete 79% über Bundesdurchschnitt, muss auch die Steuertablle entsprechend nach oben angepasst werden. Das wäre Gerechtigkeit. Denn steuerliche Leistungsfähigkeit beginnt eben nicht beim reinen Bruttoverdienst, sondern erst nach der Existenzsicherung.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.