In Menschengruppe gerast: Angeklagter entschuldigt vor Gericht

München - Im Prozess um die Fahrt in eine Menschengruppe im oberbayerischen Pöcking bei Starnberg hat sich der Angeklagte entschuldigt. "Es tut mit wirklich leid", sagte der 44-Jährige am Donnerstag zu Beginn der Verhandlung vor dem Landgericht München II. "Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun."
Motiv: Wut über Abtreibung
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen vor, im Mai vergangenen Jahres versucht zu haben, seine Lebensgefährtin und deren kleine Tochter sowie drei weitere Menschen mit seinem Auto umzubringen. Er ist wegen fünffachen Mordversuchs und Körperverletzung angeklagt.
Das Motiv: Er soll wütend darüber gewesen sein, dass seine Lebensgefährtin am Morgen des Tattags das gemeinsame Kind abgetrieben hatte. Sie habe sich von ihm trennen und kein Kind mit ihm haben wollen – vor allem weil er sie zum Sex gedrängt habe, obwohl sie das nicht wollte, sagte die Frau in ihrer Zeugenaussage. Sie sei "in die Enge getrieben" gewesen, erklärte die 23-Jährige. Ihr Ex-Freund sei sehr eifersüchtig gewesen: "Das Männerthema war extrem bei ihm."
Sein Anwalt sprach in einer verlesenen Verteidigererklärung von "Hass, Wut, Zorn und Hilflosigkeit über die vorgenommene Abtreibung". Der Mann habe nichts von Abtreibungsplänen gewusst und bis zu dem Zeitpunkt angenommen, seine Freundin freue sich genau so auf das gemeinsame Kind wie er. Als er sie dann auf dem Gehweg in einer Menschengruppe erblickte, "brachen die negativen Gefühlen in ihm durch" und er habe aufs Gas gedrückt – sich aber schnell danach umentschieden und auf die Bremse getreten. Die Verteidigung geht "von einer psychischen Ausnahmesituation aus, von einer Spontantat".

Urteil könnte noch im März fallen
Die Staatsanwalt nimmt dagegen an, dass der Mann sich an seiner Freundin rächen und ihr wegen der Abtreibung des gemeinsamen Kindes ihre kleine, damals erst ein Jahr alte Tochter nehmen wollte. Das Landgericht München II hat sechs Verhandlungstage angesetzt, das Urteil könnte demnach am 23. März fallen.
Die fünf Verletzten kamen nach der Tat ins Krankenhaus. Die vier erwachsenen Opfer wurden leicht bis mittelschwer verletzt, das Kleinkind erlitt einen Schock, wie die Polizei am Tattag mitteilte.